niedziela, 31 stycznia 2010

życiorys w cztery minuty

sie waren beide nicht mehr wirklich gut auf den beinen, sie bewegten sich mit kleinen, zittrigen schritten, kein wunder, es war winter und schnee und eis auf den strassen. der bus war voll, aber jemand stand auf und bot ihnen einen sitzplatz an.
so ein wetter, sagte die frau, als sie neben mir sass, aber wir haben nur ein paar einkaeufe gemacht. ich nickte. und jetzt fahren wir nach hause. mein mann ist ja schon siebenundachtzig, und ich bin fuenfundachtzig. mein mann hat einen herzinfarkt gehabt, vor zwei jahren. das tut mir leid, sagte ich. aber irgendwie geht es schon, sagte die frau. vor vier jahren ist unsere tochter gestorben. koennen sie sich das vorstellen? die frau bekam feuchte augen. das tut mir leid, sagte ich noch einmal. sie war eine gute tochter! unsere einzige, sprach die frau weiter. aber wenigstens gibt es eine enkelin, verheiratet auch. aber sie wissen, wie die schwiegersoehne so sind. ich weiss, sagte ich. morgen gehen wir zum arzt, sagte die frau. irgendwie geht es schon. ich nickte.
an der naechsten haltestelle stieg ich aus. der bus war vier minuten gefahren.

piątek, 29 stycznia 2010

śmierć literatury

am naechsten abend kam ich nach hause. am tresen sass der grosse hagere portier mit den hellgrauen haaren. kein buch lag auf dem portierstresen, stattdessen lief der alte fernseher. er gruesste genauso wortkarg und unfreundlich wie immer. ich gruesste nicht zurueck. im fahrstuhl brach ich in traenen aus.

wtorek, 26 stycznia 2010

japonki futrowe albo słowo o moich portiernikach

unser haus hat verschiedene portiere. sie haben abwechselnd dienst, vierundzwanzig-stunden-schichten, wie mir manchmal scheint; manchmal sind sie für kurze zeit in ihren dienstraeumen im parterre - neben dem seniorenklub -, manchmal sind sie auf rundgang durchs oder ums haus, worauf dann stets ein zettel auf dem portierstresen hinweist. meistens aber sitzen sie am portierstresen gleich hinter dem eingang. sie sind alle schon aelter, keine tuersteher-wachmaenner, vor denen man angst haben muss, wenn man ihnen begegnet, eher die schwiegersoehne alter muetter oder selber schon die schwiegervaeter der maenner ihrer toechter, wenn sie welche haben.
es sind drei, immer dieselben:
der erste ist sehr gross und hager, mit hellen grauen haaren und gleichfarbigen bart. er ist extrem wortkarg, es ist fast unmoeglich, mehr als ein undeutliches knurren aus ihm herauszubekommen. jede freundliche begruessung, jedes freundliche blick prallt an ihm ab. er ist der einzige, der buecher liest, er liest nichts anderes, er laechelt nie.
der zweite ist sehr klein, aber auch eher hager, er hat eine tief auf der nase sitzende brille und einen lustigen schnauzbart. er hat immer ein sudoku-heft im a5-format vor sich liegen, er tut nichts anderes, als sudokus zu loesen. er ist nicht uebermaessig gespraechig, gruesst aber immer auf das ehrerbietigste und ist ueberhaupt ein ausbund an altmodischer hoeflichkeit.
der dritte ist mittelgross und eher beleibt, ohne bart und ohne brille. er liest gelegentlich die fernsehbeilage der zeitschrift und schaut ansonsten in einem alten fernseher unter dem portierstresen fernsehen, sport, wie mir scheint. spaet abends breitet er tabak und huelsen auf dem tisch aus und stopft zigaretten mit einer rot-schwarzen maschine. er ist vermutlich, was man ein sonniges gemuet nennt. er gruesst jedes mal fast schon ueberschwaenglich freundlich und mit einem aeusserst einnehmenden laecheln, das unwiderstehlich sein gesamtes gesicht erfasst. ich bemuehe mich stets, gleiches zu tun. morgens wuenscht er mir manchmal einen schoenen tag, manchmal fragt er mich abends, ob mein tag so verlaufen waere, wie er gewuenscht hat.
so auch heute. es sei unerwartet warm geworden, meinte ich zu ihm, man koenne morgen sicherlich schon in rock und flip-flops spazieren gehen. in flip-flops und string-tanga, meinte daraufhin der portier. das sei noch besser, erwiderte ich. man koenne auch nur in flip-flops spazieren gehen, ohne string-tanga, sagte der portier. das sei das allerbeste, meinte ich, dann wuenschte ich ihm eine angenehme nacht. seitdem bin ich mir nicht mehr so sicher, dass in dem alten fernseher unter dem portierstresen nur sportberichte laufen. sicherlich laufen dort auch die werbesendungen fuer plueschige flip-flops mit rosa pelzbesatz.

sobota, 23 stycznia 2010

miłość kawowa

nach der rueckkehr von einer laengeren reise.

erste sms von der mitbewohnerin :
pierwszą rzeczą jaką zrobiłam, kiedy wróciłam do domu, to napiłam się kawy z imbryczka... boże! jak mi smakowała...

sms an die mitbewohnerin:
fajnie, to miło slyszeć! chyba wiesz, że mój imbryczek strasznie zakochał się w tobie?

zweite sms von der mitbewohnerin:
z wzajemnością!

wtorek, 19 stycznia 2010

litość biurokracji II

aushang im bus der linie 520, auf dem heimweg abends um elf, bei minus fuenfzehn grad.

w związku z silnymi mrożami wszystkie linie przyspieszone będą się zatrzymali również na wszystkich pozostałych przystankach. przystanki pozostałe funkcjonować będą jako na ządanie.

poniedziałek, 18 stycznia 2010

litość biurokracji I

aushang am mittwoch vormittag:
ogłoszenie. uprzejmie informujemy, że w bydunku na ul. górnośląskiej 1 w czwartek od godz. 9.00 do godz. 14.00 prąd zostanie wyłączony. w tym czasie nie będą działać domofony, windy itd. powodem jest wymiana uszkodzonego elementu tablicy głównej. za wszelkie trudności przepraszamy.

aushang am mittwoch nachmittag:
ogłoszenie. uprzejmie informujemy, że w związku z wyłączeniem prądu nie będą działać również dostawa wody ciepłej i ogrzewanie centralne. za wszelkie trudności przepraszamy.

aushang am donnerstag morgen:
ogłoszenie. ze względu na niską temperaturę i związane z prosbą mieszkańców uprzejmie informujemy, że zaplanowane na dzisiaj wyłączenie prądu zostało odwołane.

niedziela, 17 stycznia 2010

aniołowie z katowic

es gibt menschen, die sagen, man solle sich seine traeume erhalten, indem man sie sich nicht erfuellt. ich glaube, es sind sehr weise menschen, die sehr viel, vielleicht das entscheidende, vom leben verstanden haben. dennoch kann ich mich manchmal nicht entschliessen, auf die erfuellung zumindest einiger meiner traeume zu verzichten. vielleicht habe ich angst, sonst das traeumen zu verlernen.

auf einer reise im herbst kam ich das erste mal durch schlesien. mein zug fuhr nachts, draussen war es dunkel, eine unverstaendliche stimme sagte im lautsprecher den naechsten bahnhof an. katowice. ich hob den blick - und hielt den atem an. aus dem dunkel eines verregneten novemberabends hob sich in kuehnem schwung das bahnhofsdach in den himmel, gegossen in den verheissungsvollen beton der siebziger jahre, erfuellt mit allen versprechen einer besseren, sozialistischen zukunft und erleuchtet von der blauschillernden leuchtschrift des bahnhofsrestaurants. mein herz zog sich zusammen, hier war es, das tor zum paradies, hier standen die engel wacht, die engel des herrn, die engel von katowice, die nachts mit ihren blauen feuerschwertern ueber das bahnhofsdach tanzten wie ueber einen laufsteg...
der zug fuhr wieder an, das blau erleuchtete bahnhofsdach verschwand in der dunkelheit, aber in mir blieb der wunsch zurueck, eines tages in katowice auszusteigen, und sei es nur, um meine fuesse ein einziges mal in diesen bahnhof zu setzen.

vier monate spaeter ging mein traum in erfuellung. der himmel war tief verhangen. es hatte geschneit, der zug fuhr durch eine weisse landschaft, in katowice aber war der schnee laengst grau geworden. aus der naehe sah der bahnhof nicht mehr so verheissungsvoll aus, dem beton war anzusehen, dass er all die versprechen der siebziger jahre, die versprechen ewigen fortschritts und einer strahlenden zukunft nicht hatte halten koennen. das bahnhofsrestaurant war geschlossen und leer, es hinterliess den eindruck von trostlosigkeit und enttaeuschung. es war kein wunder, dass auch die engel von katowice laengst weitergezogen waren. wir liefen durch die stadt und suchten sie, aber sie waren schon lange, lange fort. das bahnhofsdach war ein trauriger fluegelabdruck ihrer aufenthalts, sie hatten hier nichts mehr verloren.
der rest der stadt war wenig bedeutsam. wir liefen die verlassene fussgaengerzone hinauf und hinunter, warfen einen blick auf die kirche und auf das museum und beschlossen, etwas trinken zu gehen. dein zug ging zuerst, ich brachte dich zum bahnsteig, du winktest, da fand ich die angefangene flasche in meiner tasche. abends alleine auf bahnhofsvorplaetzen puren alkohol zu trinken, fand ich aber eine deprimierende vorstellung. ich zuendete mir eine zigarette an und liess den uebriggeblieben rum fuer die engel von katowice zurueck, sollten sie doch noch einmal zurueckkommen und nachts ueber das bahnhofsdach tanzen...

als der zug anfuhr, fragte ich mich, ob mein leben nun um einen traum aermer geworden war.

piątek, 15 stycznia 2010

ueber-schlesien

schlesien war "ponury", trostlos und griesgraemig in einem wort - das ruhrgebiet polens sozusagen, eine grossartig zersiedelte kohle- und stahlregion, fuer die irgendjemand einmal das wort "metropolprovinz" erfunden hat. das klang fast so schoen wie die formulierung von der "zentralen peripherie europas", die ein paar kulturwissenschaftler fuer goerlitz erdacht hatten, das bekanntlich genau auf dem 15. meridian lag und damit in einer imaginaeren mitte des kontinents. zwischen dem deutschen niederschlesien und dem polnischen niederschlesien, zwischen goerlitz und gliwice bestand im grunde kein sehr grosser unterschied. alles, was in goerlitz fehlte, war die kohle, und der zugehoerige dreck.
dafuer gab es auf dem markt in gliwice noch die unschlagbaren bergarbeitersohlen aus fuenf millimeter dickem filz fuer unschlagbare fuenf złoty. eine zweitagesfahrkarte fuer den nahverkehr kostete neun złoty, man konnte von gliwice zwei stunden lang mit dem bus nach katowice fahren, durch doerfer und kleinstaedte, die frueher einmal hindenburg gehiessen hatten und nun zabrze hiessen. es gab auffallend viel backsteingotik, und ueberhaupt hiess es, die gegend sei sehr deutsch. nachts auf der schaukel im park, mit blick auf die kirche, war zeit zum nachdenken. wer hatte festgelegt, dass kirchen deutsch zu sein hatten, wenn sie gotisch waren oder aus backstein erbaut? fuer die kulturelle naehe sprach vielleicht eher, dass die ersten aldi-geschaefte in polen ausgerechnet in schlesien eroeffnet wurden. in katowice, dem zentrum des polnischen ruhrgebiets, nur ohne den koelner dom, hatte die galerie fuer zeitgenoessische kunst kleine handgranaten in rotweiss zu ihrem logo erkoren. die kongresshalle um die ecke, errichtet in den 70er jahren, sah aus wie ein eben gelandetes ufo. das hotel "katowice", 1965 im herzen der stadt erbaut, verstroemte verstaubten sozialistischen charme, das hotel war bekannt fuer billige zimmer, die nie ausgebucht waren. das schlesische museum, fuer das die ersten planungen schon 1920 entstanden waren und das dann doch erst nach 1945 gebaut wurde, hatte am wochenende ab drei uhr nachmittags fuer besucher geschlossen. die fussgaengerzone war leer und verlassen, in der ulica warszawska standen viele haeuser leer. es blieb nicht viel zu tun an so einem sonntagnachmittag, milchkaffee mit amaretto stand nicht auf der karte. die kellnerin servierte wie gewuenscht, jedoch nur auf eigene verantwortung.
eigentlich doch eine schoene gegend mit interessanter geschichte - haette man sagen koennen. aber vielleicht war das nur die unvermeidbare folge einer fahrt durch all die schlesischen doerfer und kleinstaedte mit ihren altmodisch gutbuergerlichen, aber zum untergang verurteilten einzelhandelsgeschaeften, ihren eifrig in weihnachtsfarben geschmueckten und trotzdem menschenleeren hauptstrassen, den stillgelegten strassenbahnen und den an den stadtraendern in die hoehe und breite gezogenen einkaufscentern mit parkhaus, kino und kirche, dass man es schliesslich mit dem freudschen "ueber-schlesien" zu tun bekam. das schien zwangslaeufig, wenn man sich in dieser gegend aufhielt. auf dem bahnhof, beim warten auf den zug, der verspaetung hatte, war zeit zum nachdenken. wer hatte gesagt, dass freuds grundsaetze der psychonalyse nur in wien gueltigkeit haben sollten?

środa, 13 stycznia 2010

prowokado albo lekcja historii powszechnej

in gliwice ist die hauptattraktion die radiostation oder vielmehr deren sendemast, der die hoechste holzkonstruktion der welt ist - der schlesische eiffelturm. dass er tatsaechlich aus holz ist, sieht man nur aus der naehe, von weitem denkt man an die stahlkonstruktionen von hochspannungsmasten. die messingschrauben, die den turm zusammenhalten, sind an die 40 zentimeter lang, die muttern werden jahr fuer jahr nachgezogen. das zugehoerige museum besteht aus dem raum der ehemaligen radiostation, in dem es im grunde wenig zu besichtigen gibt.

das museum war verschlossen, obwohl ein aushang es als geoeffnet auswies. nach betaetigung der an der tuer angebrachten klingel erschien der museumsleiter. er zeigte sich aeusserst erfreut ueber gaeste, wies hoeflich den weg, verschwand fuer ein paar minuten, um daunenjacke gegen jacket und weste mit offiziellem namensschild zu tauschen, und begann derart standesgemaess seinen halbstuendigen vortrag. es gelang ihm als diplomierten ingenieur und radiotechniker aussergewoehnlich gut, die kulturwissenschaftlichen aspekte des ueberfalls auf den "sender gleiwitz" am vorabend des 2. weltkriegs herauszustreichen. die these etwa, dass das auftreten von nationalgefuehlen in schlesien mit der einfuehrung des radios zusammenfiele, wird jedem lokal-kolorit-historiker interessant und einer untersuchung wuerdig erscheinen. der ueberfall selbst war natuerlich ganz von selbst ein historisches ereignis als solches und verfuegte damit ueber einen quasi unuebersehbaren kulturwissenschaftlichen aspekt, auch wenn er zu unrecht fuer den ausloeser oder entscheidenden vorwand des weltkriegs gehalten wird. grenzprovokationen und andere vorwaende und ausloeser hatte es bereits genug gegeben im august 1939 entlang der deutsch-polnischen grenze und im sogenannten korridor - wobei die situation im 1920 geteilten oberschlesien aehnlich gewesen sein muss wie im geteilten berlin, mit entlang der grenze geteilten haeusern, exterritorialen straßenbahnlinien und aehnlichem. wer weiss das schon noch? aber zurueck zum vorabend des zweiten weltkriegs, zu den provokationen, vorwaenden und ausloesern.
"herr hitler", wie der museumsfuehrer erklaerte, der, obwohl in polen oft nur der "dumme maler" genannt, aber keineswegs dumm, sondern durchaus schlau und gewitzt war, war sich ueber die lage auf das genaueste im klaren. "herr hitler" kannte aber auch die geheimen protokolle des genau zu jener zeit, im august 1939, geschlossenen franzoesisch-polnischen und britisch-polnischen beistandspakts, die polen der franzoesischen und britischen militaerischen unterstuetzung frankreichs und englands in einem deutsch-polnischen kriege zusicherten, jedoch nur unter der ausdruecklichen bedingung, dass selbiger krieg nicht von polen begonnen wuerde. und auch wenn "herr hitler" sich gewiss denken konnte, dass die franzosen denn deutschen nicht alles unbesehen glauben wuerden, vor allem nicht wenn es um polen ginge, so sollten sie zumindest einen vorwand erhalten, an der westgrenze deutschlands keine kriegerischen handlungen anzufangen. denn soviel wusste "herr hitler" immerhin auch, dass den franzosen an ebensolchen kriegerischen handlungen nicht sonderlich gelegen war. nach dem ueberfall auf die radiostation in gleiwitz konnten die franzosen mit gutem grund oder gutem vorwand darauf warten, daß "herr hitler" persoenlich nach paris kaeme und es ihnen erklaerte. was er im sommer 1940 auch tat, und zwar so deutlich, dass sich die franzosen bis heute nicht davon erholt haben, fuegte der museumsfuehrer hinzu, wozu die deutschen museumsbesucher eher betreten als hoeflich schwiegen. dass die franzosen wegen gleiwitz hinter ihrer marginot-linie blieben, schien ebenfalls eine sehr interessante these zu sein. wobei allerdings der zusammenhang zwischen dem ueberfall auf die radiostation in gleiwitz und der militaerischen untaetigkeit frankreichs zu beginn des zweiten weltkriegs womoeglich nicht jedem lokal-kolorit-historiker aehnlich untersuchungswuerdig erscheinen wird wie der zusammenhang zwischen der einfuehrung des radios in oberschlesien und dem entstehen von deutschen und polnischen nationalgefuehlen in diesem landstrich.
der ueberfall selbst war ein so aussergewoehnlich spezielles unternehmen, dass er nicht einmal einen speziellen decknamen erhielt, und so geheim, dass einfach alles schiefging, was nur schiefgehen konnte. die zur durchfuehrung des ueberfalls ausgewaehlten ss-maenner waren zwei wochen vor ort, jedoch war es ihnen strengstens verboten, die radio-station irgendjemandem gegenueber auch nur mit einem wort zu erwaehnen. anderenfalls haetten sie moeglicherweise erfahren, dass es in gleiwitz zu jener zeit zwei verschiedene radiostationen gab, die alte, in der die aufnahmen gemacht wurden und wo sich also die studios befanden, und die neue, die ausschliesslich sendete. dort befand sich lediglich ein "sturmmikrophon", mit dem der leiter der radiostation bei gewitter und aehnlichen wettererscheinungen die hoerer über die abschaltung des senders informieren konnte, bevor die antenne des schlesischen eiffelturms herunterfuhr, die anschliessend als blitzleiter funktionierte, um die holzkonstruktion des sendemastes zu schuetzen. beide stationen waren ungefaehr fuenf kilometer voneinander entfernt. das erfuhr die geheime einsatzgruppe aber erst am ort des geschehens, der neuen radiostation. anderenfalls haetten sie womoeglich auch erfahren, dass an jedem donnerstag in der alten radiostation nicht gearbeitet wurde, weil regelmaessig einmal die woche zu dieser zeit wartungsarbeiten vorgenommen wurden; die neue radiostation uebertrug in dieser zeit das programm des senders breslau. der 31. august 1939 war ein donnerstag. die aktion wurde demnach am donnerstag nachmittag ausgefuehrt. das codewort fuer den solcherart voellig misslungenen ueberfall ohne decknamen lautete: grossmutter gestorben.
die landlaeufig bekannten einzelheiten entsprechen jedoch nicht den tatsachen, wofuer wiederum hauptsaechlich die amerikaner verantwortlich zu machen waeren, wie der museumsfuehrer erklaerte. allerdings koenne man ihnen nicht einmal vorsaetzlich boeses handeln vorwerfen. es handelte sich um ausschliesslich um uebersetzungsfehler - auch dies ein aeusserst dankbares thema kulturwissenschaftlicher untersuchungen, beeilte sich ein deutscher museumsbesucher einzuwerfen. diese uebersetzungsfehler wurden jedoch nie aufgeklaert, da die entsprechenden dokumente nie veroeffentlicht wurden - es handelte sich dabei um die vernehmungsprotokolle des anfuehrers der so aeussert geheimen aktion, der als zeuge in den nuernberger prozessen befragt, aber nicht angeklagt wurde. fuer ihn als beteiligten oder anfuehrer noch anderer derartiger aeusserst geheimer aktionen war es ein leichtes, vor beginn des prozesses aus dem internierungslager zu fluechten, in dem die minderschweren faelle der nuernberger prozesse festgehalten wurden. auf diese art weiterhin im besitz seiner freiheit und freizuegigkeit lebte er einige zeit in argentinien und spaeter in hamburg, wo er die geschichte des ueberfalls auf die gleiwitzer radio-station in medientauglichen haeppchen gewinnbringend an verschiedene zeitungen und fernsehsender zu verkaufen verstand. bevor die geheime aktion ohne decknamen jedoch erneut gegenstand eines diesmal deutschen prozesses werden konnte, starb der derart reich gewordene mann unter ungeklaerten umstaenden. jedenfalls wurden, fuhr der museumsfuehrer fort, in den verschiedenen, von den amerikanern angefertigten uebersetzungen seiner zeugenaussagen aus den "polnischen zivilisten", die den sender gleiwitz ueberfielen, zunaechst "polnische aufstaendische", was noch in ordnung waere, da aufstaendische unabhaengig von ihrer nationalitaet und staatsbuergerschaft zumeist zivil tragen wuerden. auch "in uniformen polnischer aufstaendischer" haette man noch durchgehen lassen koennen, da aufstaendische zumeist zivilkleidung tragen, zusaetzlich aber armbinden oder aehnliche abzeichen, die sie als aufstaendische auszeichen. dass daraus dann aber unter wegfall der aufstaendischen die "polnischen uniformen" wurden, also uniformen polnischer armeeangehoerigen, das war der entscheidende punkt und der unverzeihliche fehler. in jenen jahren endeten die sommerferien in schlesien gewoehnlich am 15. august, am 31. august 1939 gingen die kinder aber immer noch nicht zur schule, weil alle schulen in zeitweilige kasernen umgewandelt worden waren. schlesien war zum entsprechenden zeitpunkt von soldaten sozusagen voellig überlaufen, und zwar, was der zweite entscheidende punkt war, von deutschen soldaten. es waere somit voellig unmoeglich gewesen, in polnischer uniform in einer deutschen grenzstadt auch nur fuenf schritte zu tun.

auf der suche nach weiteren entscheidenden kulturwissenschaftlichen aspekten verfiel der museumfuehrer schliesslich auf die verfilmungen des ueberfalls auf den radiosender, von denen es im laufe der zeit mehrere gegeben hat. zu besonders trauriger beruehmtheit gelangte eine defa-verfilmung aus den sechziger jahren: obwohl technisch und kuenstlerisch vollkommen auf der hoehe der zeit, verstaendlicherweise mit antifaschistischen untertoenen versehen und ueberhaupt auf weltruhm ausgelegt, lief sie ausgerechnet am 12. august 1961 an. da am 13. august 1961 die berliner mauer erbaut wurde, blieben ihr weltweite aufmerksamkeit, achtung und renomee verwehrt. wohingegen die berliner mauer wahrhaftigen weltruhm erlangte.


kunstgeschichtlicher nachtrag zu den kulturwissenschaftlichen aspekten: "herr hitler" war an sich kein schlechter maler, er war lediglich traditionalist. da die wiener akademie, bei der er sich bewarb, in den zwanziger jahren sehr modern und fortschrittlich eingestellt war, wurde er eben aufgrund dieser traditionalitaet nicht angenommen. was nichts daran aendert, dass die bilder des genannten herrn waren durchaus von nicht geringzuschaetzender qualitaet waren. sagte der museumsfuehrer.

poniedziałek, 11 stycznia 2010

królewstwo niebieskie albo pociągiem do śląska

am bahnsteig stand eine offenbar sehr fortschrittliche, neue art von zug: ein express-intercity. bisher gab es express und intercity, moeglicherweise gab es diese altbekannten zuege auch weiterhin. vielleicht handelte es sich bei der bisher unbekannten art von zug auch um eine mehr transzendentale verbindung einander eigentlich widersprechender oder sich gegenseitig ausschliessender eigenschaften, in der art der quantenphysik. im abteil sassen bereits zwei arme, polnisch sprechende rumaenen: der mann in sehr weit aufgeknoepftem hemd raeumte freundlich den widerrechtlich eingenommen fensterplatz, ohne den zugfahren an sich nicht zugfahren ist, die frau in rock und ringelsocken hatte die zigarettenpackung mit feuerzeug auf dem schoss liegen, in einem absoluten nichtraucherzug. sie ging gelegentlich auf die toilette. kurz vor der abfahrt betrat noch die schnapsleiche das abteil, ein junges maedchen, studentin offenbar, verzichtete auf den fensterplatz, den zu raeumen ihr ungefragt angeboten wurde, sackte in ihrem sitz zusammen und irgendwann auch noch auf den nebensitz, waehrend sich das abteil allmaehlich mit dem aromat von alkohol fuellte. die womoeglich nicht ganz so armen und nicht ganz so schlecht polnisch sprechenden rumaenen sorgten sich ruehrend um "das liebe kind", das auf drei sitzen schlafen sollte, was "bequemer" waere als auf zwei sitzen mit den fuessen auf dem boden. das liebe kind war aber an "unbequeme positionen" gewohnt und hatte womoeglich sogar eine neigung dazu, das war aus seiner aussage nicht ganz genau zu entnehmen, und sie wurde auch von niemandem im abteil weiter kommentiert. die schnapsleiche schleppte sich in einem der trostlosen kaeffer kurz vor katowice aus dem zug. "kommen sie denn aus schlesien?" fragte der mann im weit aufgeknoepften hemd, als der zug in katowice hielt. nachdem die antwort "nein" gewesen war, fuhr er fort, dass "dieses ganze schlesien doch so furchtbar trostlos waere". die frage, was er gesagt haette, waere die antwort ein "ja" gewesen, blieb ungestellt und beantwortet. in katowice betrat ein anderer mann das abteil, offenbar ein schlesier. er nahm einen platz am gang ein, sprach kein wort und wirkte ueberhaupt sehr griesgraemig. trostlos und griesgraemig ist im polnischen ein- und dasselbe wort. in gliwice hatte der intercity-express fuenfzehn minuten verspaetung, fuer die sich der schaffner in seiner lautsprecheransage herzlich entschuldigte.

niedziela, 10 stycznia 2010

zmiana otoczenia

die zeit steht niemals still. auch nicht die zeit zwischen den feiertagen - also zwischen neujahr und fasching. eine zeitlang hinkt die zeit freilich noch sich selbst hinterher, bis sie sich eines tages doch einholt: aus sylwestr u aktorów wird karnawał u aktorów. in den baeckereien kann man bereits die ersten pfannkuchen bestellen. die geschaefte nehmen nach und nach gelbde sterne und gruene tannenbaeume ab und haengen rote herzen in die fenster. denn vor dem aschermittwoch kommt noch der valentinstag. "saure wochen, frohe feste", das wusste schon james kruess zu berichten. der mensch lebt von feiertag zu feiertag.

freilich, niemand muss sich verpflichtet fuehlen, seine wohnung neu zu tapezieren, nur weil sein nachbar das gerade tut. bei uns zuhause haengt also immer noch der weihnachtsschmuck.

piątek, 8 stycznia 2010

mała ojczyzna oder was ist deutsch?

berlin, so heisst es, ist eine sehr internationale stadt. die unterschiede zu anderen staedten im ausland sind genauso gross wie die unterschiede zu anderen staedten im inland: strenggenommen macht es keinen unterschied, ob du von frankfurt oder warschau nach berlin faehrst, sagte ein bekannter. recht hatte er: alle grenzen sind fliessend, und auch "ausland" und "fremde" sind letztendlich nur eine frage der definition. meine freunde von ueberall und irgendwo traf ich regelmaessig in berlin.

wir kamen aus dem kino und beschlossen, noch etwas trinken zu gehen. der freund aus frankreich war begeistert: zehn tage deutschland, zehn tage zuhause, heimat, bekanntes. zehn tage nur deutsches essen, deutsche gewohnheiten, deutsche lebensweisen. was das sei? fragte ich irritiert. kein rotwein, schon gar nicht bereits zum mittagessen, dafuer bier. schwarzer filterkaffee, kein milchschaum, hoechstens kaffeesahne, am besten kaffeeweißer. keine croissants zum fruehstueck. vielleicht hoernchen? vielleicht. jedenfalls kein weissbrot, schon gar kein baguette, dafuer mischbrot graubrot vollkornbrot. und ueberhaupt ein kaltes abendessen. das war also deutsch.
und fuer mich? ueberlegte ich ein wenig beschaemt. was fehlte mir in meinem ausland? guter rotwein - spanischer, franzoesischer, italieniescher. die gelbe currypaste aus dem asia-laden. ein paar kosmetikprodukte, die die polnischen dependancen eines belgischen drogerie-konzerns noch nicht ins sortiment aufgenommen hatten. und tesa-posterstrips. war das deutsch? ich hielt es eher fuer eine frage des marktes. aber heimatgefuehle?
am abend fuhr ich mit der ubahn nach hause, immer noch in meine gedanken versunken und den grossen fragen nachhaengend, vor deren antworten ich regelmaessig verzweifelte. die antwort kam voellig unverhofft, auf der ubahnlinie 7 zwischen den stationen moeckernbruecke und mehringdamm, als sich der zug in die kurve legte und die raeder auf den schienen zu quietschen begannen. ploetzlich war ich wieder zehn jahre alt und morgens auf dem weg zur schule, einen zug zu spaet, so dass ich den lehrer traf, bei dem ich in der vierten stunde kunstunterricht haben wuerde. dieses geraeusch war so einzigartig altbekannt und vertraut, dass ich es noch am anderen ende der welt erkennen wuerde, wo es aber nicht zu hoeren waere. war das heimat? oder zuhause? wer weiss. aber vielleicht ging es in diese richtung.

poniedziałek, 4 stycznia 2010

nowe dziesięciolecie

ich ging durch die leeren strassen an einem neujahrsmorgen und dachte an meine jugend.

die neunziger waren ein etwas verlorenes jahrzehnt gewesen, zwischen dem ende des alten jahrhunderts und dem beginn eines neuen jahrtausends. man dachte gross - aber so gross waren die neunziger nicht. sie wirkten immer ein wenig gescheitert, sie wurden den anspruechen nicht wirklich gerecht: alles sollte anders werden und besser sein, im grunde aber blieb alles, wie es war. die neunziger waren ein wenig geschmacklos, sie trafen nie ganz den richtigen ton und nie ganz die richtige farbe. aber vielleicht konnte man ihnen das nicht einmal vorwerfen.
und obwohl sie im grunde noch gar nicht so lange vergangen waren, waren sie doch schon unendlich weit entfernt. manchmal schienen sie fast greifbar nah, man ahnte sie zwischen den schatten auf einer sonnenbeschienen haeuserwand oder im herbst unter all den von den baeumen gefallenen blaettern. wie war das noch? das schien die frage der neunziger zu sein, und man meinte, es muesse einem doch gleich einfallen, man wuesste es doch im grunde ganz genau - aber wie sehr man auch dachte, man kam nicht darauf. die neunziger waren wie ein phantom - immer, wenn man sie zu sehen und zu erfassen glaubte, traten sie einen schritt zurueck, verschwanden hinter der naechsten tuer oder um die naechste ecke - und blieben verschwunden. man trauerte ihnen vielleicht im geheimen ein wenig hinterher, gab das aber niemals offen zu.

ich ging durch die leeren strassen an einem neujahrsmorgen und dachte an meine jugend. twix hiess jetzt wieder raider, sonst war alles wie immer.
ein neues jahrzehnt hatte begonnen.

piątek, 1 stycznia 2010

przyszłość pomarańcza albo na wschód od edenu


so rufe ich denn: ihr voelker der welt, kommt in diese stadt! kommt und lasst euch erquicken von den muehseligen und beladenen. schaut auf das volk mit der laengsten wochenarbeitszeit in europa. kommt und bewundert die baukraene, die in heldenhafter sisyphusarbeit die gewaltigen bauluecken schliessen. kommt und spiegelt euch in den groessten pfuetzen europas.

(gerhard gnauck)