środa, 22 grudnia 2010

nie musisz być sam, tylko musisz być trzeźwy

bei den letzten einkaeufen vor den feiertagen fiel das kleine plakat ins auge, das verschaemt an einem stromkasten hing: "allein zu weihnachten? wir feiern zusammen!" die gutmuetige kirche der evangelischen christen bot allen einsamen und unerwuenschten eine weihnachtsfeier an, am heiligabend um 15 uhr. es folgte eine komplizierte wegbeschreibung und der kleingedruckte hinweis, personen unter alkoholeinfluss wuerde der zutritt verweigert.
auf dem nachhauseweg sprach mich verschaemt eine frau an, ob ich wuesste, wo de ulica zagórna waere. irgendwo hier in der naehe, genauer wusste ich es auch nicht.
dann ging ich nach hause, um weihnachten zu feiern. immerhin hatte ich eine flasche wein im schrank.

wtorek, 21 grudnia 2010

polska grzeczność przez cztery pory roku

wenn im winter schnee faellt, der auf strassen, fusswegen und in hauseingaengen liegen bleibt, der von den daechern stuerzt und tropft und matschig an den schuhen klebt, dann muss damit irgendetwas passieren. auf strassen und anderen weitlaeufigen asphaltflaechen raeumen, salzen und streuen grosse orange fahrzeuge. auf den gehwegen tun sie das manchmal auch, sie sind dann nur ein wenig kleiner. aber ansonsten bleibt der unvermeidliche begleiter aller wintermonate: die schneeschaufel. und wenn die maenner sonst schon jahraus jahrein und durch alle wetterlagen den frauen die tueren aufhalten, den mantel abnehmen, die taschen tragen und sogar zu ausgewaehlten anlaessen blumen kaufen - dann koennen ja wohl die frauen wenigstens fuer drei monate das schneeschaufeln uebernehmen? schliesslich gehoert es sich doch, den frauen den vortritt zu lassen! und so ist, wie man wintertag fuer wintertag sehen kann, das polnische geschlechterverhaeltnis aeusserst harmonisch und in bester ordnung. das leben kann so schoen sein.

sobota, 18 grudnia 2010

twoje pośladki albo cała polska czyta dzieciom

vor dem kulturpalast ist ein grosser pavillon aufgebaut. die stiftung ABCXXI cała polska czyta dzieciom hat hier einen buchmarkt eingerichtet. im normalen leben bemueht sich die stiftung ABCXXI um die psychische, geistige und moralische gesundheit von kindern und jugendlichen, unter anderem dadurch, dass sie 20 minuten taegliches vorlesen fuer maedchen und jungen - besonders fuer jungen! - propagiert und proteste gegen die staatliche foerderung der einrichtung von kinderkrippen organisiert. ganz offensichtlich schaden kinderkrippen der psychischen, geistigen und moralischen gesundheit von kindern und jugendlichen, ebenso wie uebrigens das vorhaben der regierung, ab dem naechsten schuljahr schon alle sechsjaehrigen in die erste klasse zu schicken. anstatt frueher auf dem arbeitsmarkt landen diese um ihre kindheit gebrachten kinder direkt beim psychiater auf der couch, und das kostet natuerlich. aber vorlesen ist zweifellos teil einer guten erziehung, und nur darum geht es hier. das werbeschild verspricht "nowości", "okazje" und "koncówki kolekcji". "koncówki kolekcji" gibt es sonst nur im outlet am ende der aktuellen saison. drinnen riecht es verdaechtig giftig nach teppich und ventilation, und auf den tischen stapeln sich die buecher: rechts fuer kinder, geradeaus fuer erwachsene. abgegriffene harry potter-baende, reduziert, warten auf kaeufer, ansonsten die ueblichen bauarbeiter und bauernhoefe, kleinen prinzessinnen und kleinen drachen. eine ordnende hand ist in alldem nicht zu erkennen. bei den erwachsenen stapeln sich die ueblichen billigen romanzen von nora roberts und danielle steel, die ueblichen billigen krimis und thriller von stephen king und verwandten, dazwischen kochbuecher und reisefuehrer, traditionelle fischgerichte und malediven mal anders. irgendwie schlaegt sich der hehre anspruch der stiftung im sortiment nicht nieder. aber sport darf nicht fehlen. ganz sicher ist sport integrale bedingung fuer die psychische, geistige und moralische gesundheit von kindern und jugendlichen. und praktischweise gibt es auch hier was fuer kleine prinzessinnen und was fuer kleine drachen. am besten gefaellt mir der titel "twoje pośladki". auf dem cover natuerlich eine frau. "twoje pośladki" klingt ungefaehr so wie "deine mutter".

niedziela, 12 grudnia 2010

piątek, 10 grudnia 2010

opera to nie film albo o kulturę kinową lub raczej jej brak

es ist winter. es ist kalt. zwar werden nicht, wie im vorigen jahr, die expressbusse aufgerufen, ueberall zu halten, um die armen buerger und moechtegern-passagiere an den weniger privilegierten streckenabschnitten vor dem erfrierungstod an der haltestelle zu bewahren. aber dafuer werden an den wichtigsten strassenkreuzugen kanonenoefen aufgestellt. fuer die obdachlosen, oder falls mal die strassenbahn ausfaellt.
puenktlich zum wetterumschwung melden sich auch die kulturjournalisten. natuerlich im namen des allgemeinen wohlergehens. heute: die kinos. von denen gibt es in warschau einige, sie unterscheiden sich hier und da groesse und anzahl der saele oder auch in bezug auf die kartenpreise. freilich haben sie auch viele gemeinsamkeiten, etwa im hinblick auf die speisekarte, die sich im allgemeinen mit popcorn und cola erschoepft. darueber sollte sich freilich niemand beschweren, denn hat man waehrend der berlinale schon kinobesucher mit popcorn und cola gesehen? na also.
die alles ueberragende gemeinsamkeit der warschauer kinos von zentrum bis vorstadt, von studio bis multiplex ist aber: keines verfuegt ueber eine garderobe. und da kommt nun alles zusammen, all die winterjacken, all die muetzen, schals und handschuhe, das popcorn und die cola, und vielleicht noch die frau an seiner seiter, der man die tuer aufhalten muss. bei einem frisch angelaufenen blockbuster kann das die motorischen faehigkeiten auch eines geuebten kinogaengers restlos ueberfordern. vor allem im winter. also fordern die ehrenhaften kulturjournalisten, die natuerlich nur des aesthetischen erlebnisses wegen ins kino gehen und keinesfalls fuer popcorn und cola - und die also, ganz im gegenteil, auch noch all das gekruemel und geknirsche ertragen muessen! - zumindest eine garderobe. so wie in der philharmonie oder in der oper. aby było kulturalnie. mit dem mantel auf dem schoss im theater zu sitzen, ist schliesslich unvorstellbar. und wer nachos verkaufen kann, kann auch kleiderbuegel aufhaengen.
mehr kultur! hallt es also durch die haupstadtseiten. es scheint, der neue schlachtruf verhallt ungehoert. immerhin, das wetter wird sich eines tages wieder aendern. aber das popcorn, das bleibt.

ps: nawet istnieje w warszawie kino pod nazwą "kultura". szatni tam nie ma.

sobota, 4 grudnia 2010

am anderen des flures oder z życia zwykłego obywatela w windzie i na schodach

unser etagenflur hatte einen neuen bewohner. im winter ging er nicht auf die strasse, eis und schnee und die ewigen unebenen gehsteige. also drehte er dreimal taeglich seine fuenfzehn runden im korridor - von treppenhaus zu treppenhaus, rund um die beiden fahrstuehle, und zurueck. um in form zu bleiben. er ging mit gehhilfen, aber sehr flott und gewandt. manchmal hatte er statt der zweiten gehhilfe einen wischmop dabei, an den tagen, an denen die putzfrau in den anderen etagen unterwegs war. aus den augenwinkeln betrachtet konnte man denken, eine ratte liefe ueber den flur.

die portiere hatten gewechselt. die neuen waren alt, mehr konnte man nicht an ihnen bemerken. einer sass immer mit einem sudoku-heft am tresen. es wirkte wie ein billiges plagiat. alle hatten sie nichtssagende, unbewegte gesichter und waren wortkarg. an den hausbewohnern schienen sie in keiner weise interessiert. eines morgens, auf der treppe im ersten stock, stand einer von ihnen rauchend am fenster und schaute hinaus. kalt heute, sagte er. draussen lag schnee. kalt war es seit tagen.

abends vor dem fahrstuhl wartete nur eine frau. sie wirkte abwesend, hob kaum den blick und sagte kein wort. aber dann drueckte auch sie die taste fuer den vierten stock. es war zu spaet, um die treppe zu nehmen. schliesslich fragte sie doch. jaja, natuerlich. die nachbarin vom balkon. sie hatte einen beutel mit leeren flaschen dabei und ungewaschene haare. bei lichte betrachtet sah sie noch heruntergekommener aus, als man nachts auf dem balkon denken mochte. vor dem fahrstuhl trennten sich die wege. jaja, natuerlich. einen schoenen abend.

czwartek, 2 grudnia 2010

zima jako fenomen kulturalny

"sie haben ja einen winter hier!" sagt der neuankoemmling, als haette er noch nie echten schnee gesehen. man wusste gleich, er war aus deutschland gekommen. dabei waren in deutschland gerade die autobahnen gesperrt und die meisten flughaefen auch, alle medien berichteten ueber den wintereinbruch und zaehlten getreulich die wachsende zahl an verkehrstoten auf.

aus prinzip versicherte ich also meinen polnischen freunden nachdruecklich, bei 30 zentimetern neuschnee waere auch in berlin ein chaos unausweichlich. die stadt wuerde stillstehen, und sie tat es ja regelmaessig auch. "tatsaechlich?" fragten meine polnischen freunde verwundert. es schien, als hielten sie meine worte fuer eine ganz hinterhaeltig perfide angelegte irrefuehrung.

merke: deutschland liegt neuerdings ganzjaehrig, vor allem aber in den wintermonaten, in der karibik. daher ist eine schneeflocke in deutschland stets das achte weltwunder. eine schneeflocke in polen aber ist rettungslos dazu verurteilt, bestaetigung eines stereotyps zu sein.

środa, 1 grudnia 2010

spotkanie z ubóstwem osób starszych zimą

abends um sieben treffe ich die altersarmut vor dem kleinen supermarkt an der ecke. sie ist wie immer in ihren schaebigen pelzmantel gekleidet, der die von der modeindustrie veranschlagten 20 jahre haltbarkeit laengst ueberschritten hat. die altersarmut streift langsam durch die gaenge, sie kauft ein brot, eiermakkaroni, eine dose erbsen, ein dose hundefutter. im winter wird die altersarmut von vielleicht 320 złoty rente im monat leben, und 200 złoty muss sie fuer die wohnung zahlen. der ewige gefaehrte der altersarmut, ein alter, zotteliger hund von der gleichen farbe eines schaebigen pelzmantels, sitzt vor der tuer und sieht aus, als wuerde er frieren. draussen herrschen minusgrade und schnee. kein wetter, um auf offener strasse blumen zu verkaufen.

wtorek, 30 listopada 2010

warszawski rekord w ogólnokrajowych zawodach zimowych

u nas padały 32 centymetry śniegu - najwięcej w porównaniu z wszystkimi innymi miastami w polsce. dobrze, gdzieś tam w podkarpackim padało więcej. ale to góry, a w górach zawsze pada więcej śniegu, już z przyzwyczajenia, więc to się nie liczy.
mamy coś, z czego możemy być dumni.

poniedziałek, 29 listopada 2010

zima w warszawie

winter in warschau

auf die autobusse ist
schon lange kein verlass
auch die strassenbahnen versagen
und die vorortzuege hoert man
stehen still

nur die schneepfluege
fahren nach fahrplan

wtorek, 23 listopada 2010

podróż w czasy socjalistyczne

"jaka praca dziś - taka polska jutro!"
(aufschrift an einem leerstehenden bahnhofsgebaeude in zbąszynek)

środa, 17 listopada 2010

pójdzie PORA zapłacić

"ale tygodnik podrożał", mówi kobieta w kiosku, gdzie kupuję tygodniową porcję prasy.
no cóż, a czemu w polsce miało to być inaczej? nawet po niemiecku się mówi: ZEIT ist geld.

wtorek, 26 października 2010

rede zur lage der nation - krótko i zwięźle 2

prawdziwi warszawiacy to teraz leżą na powążkach.

środa, 20 października 2010

biblioteka moich najśmielszych snów

czasami zdarza się cud. tak znalazłam najcudowniejszą bibliotekę mojego życia - akurat w pałacu nauki i kultury. nikt nie zdradził mi, że tam ukrywane są takie skarbie. nie wolno z tego powodu burzyć pałacu, bo gdzie i przez kogo urządziłoby się dziś jeszcze taka biblioteka? nazywa się muzeum książki dziecięcej. afisz na ścianie przy windzie: "uprzejmie informujemy, że muzeum książki dziecięcej jest tylko czytelnią naukową. nie mamy wystawy!". mieści sie na piatym pietrze słynnego pałacu, ale jeździ sie na szósty, idzie się dookoła połowy tego piętra, mija się olbrzymię, pustę salę zawsze pachnącą tanim bufetem - schowano tam tylko makietę miasta stołecznego warszawy ze wszystkimi wieżówcami, ulicami, dworcami. brakuje tylko pałacu. ale czy to przez pomyłkę, czy z zasady, czy po prostu niedokończony? po drodze otwiera i zamyka się chyba ze dziesięciu drzwi i zejdzie sie malutkimi bocznymy schodami. jest tylko takie jedno wejście - czyli wyjście ewakuacyjne. no i tam: pokój biurowe dwa razy wiekszy niz czytelnia. tu i tam troje ludzi - przeważnie kobiety. czasami przychodzi kierowniczka, rozpoznana po silnym głosie. nie ma tu żadnego internetu, żadnych gniazdek. ksero akurat sie zepsuł, a ten młody człowiek na dole, które obsługuje cały pałac, skończy pracy o szesnastej. na korytarzu katalogi - przeważnie z fiszkami pisanymi odrecznie, rzadko trafi się pisana na maszynie. nad katalogami olbrzymi jezus - na pewno milosierny - a jednak tak przyrodzony, że uważa się go dopiero po godzinach. na końcu korytarzu stoi fortepian. czasami gra na nim starszy człowiek, o białych włosach. porusza się z trudem, najczęściej siedzi w jakimś magazynie czy w pracowni. nie gra bez błędów, ale jakoś tak, w końcu zawsze odnajduje właściwą melodię. w ogóle się nie przyzna, mówi, że to sasiąd za ścianą. ale można sobie zamówić muzykę na następną wizytą. podobno to dobrze działa na koncentrację.
czasami zdarza się cud. kocham to miejsce.

wtorek, 19 października 2010

pomnik nieznanej bibliotekarce

poszło się dzisiaj do biblioteki. tak zwanej naukowej. siedziało się nad książkami, ze książkami, przy książkach. siedziało się godzinami. głodniało się. marżyło się o kawach, słodyczach, papierosach. uciekało się tylko dwa razy do toalety. na przerwę. a poza tym siedziało się. czekało się na dostawę z magazyny. czytało się. notowało się. podkreślało się. cytowało się. ekscerpowało się. na końcu odkładało się książki na półce i wiedziało się: jutro będzie się znowu. ani ze własnej woli, ani z zamilowania. ale z obowiązku. z konieczności. z przymusu. przez dzień dzisiejszy nie było się człowiekiem, ale pracownikiem naukowo-umysłowym.

a jak się już odkłada te książki, z przykrymi myślami, ale poddawszy się swoim losu, to bibliotarka podnosi wzrok i głos i mówi: ma pani bardzo ładne imię. wszystkim nam się bardzo podobało. a tak na końcu dnia, człowiek podnosi główę i znowu staje się - człowiekiem.

poniedziałek, 18 października 2010

stać ci na modną fryzurę albo fryzjer moich marzeń czarno-biało

stać ci na modną fryzurę sagte das schild an der schaufensterscheibe. dieser einfache satz uebte eine unwiderstehliche anziehungskraft aus, wenn man tag fuer tag an ihm vorueberkam. der friseursalon war in weiss und rot gehalten, hier und dort stand eine gruenpflanze, die spiegel hatten schwarze rahmen, und an den waenden hatte jemand ein wenig hilflos aufnahmen von modellfrisuren verteilt. auf dieser buehne wurde ein drei-personen-stueck gegeben, und ich merkte sofort, dass ich eigentlich fehl am platz war. vor einem frisiertisch sass eine frau und hatte die haende in jener unnachahmlichen haltung erhoben, die seit der erfindung des haarsprays untrennbar zum weiblichen repertoire gehoert. sie warf mir im spiegel einen blick zu, und als ich nickte, erhob sie sich langsam und schritt gemessen zur registrierkasse. ob heute noch termine zu vergeben waeren, fragte ich. sie schlug das buch auf, ihre finger glitten die zeilen und spalten entlang, die alle leer waren. durchaus, sagte sie, wenn ich wollte, jetzt sofort. also wurde ich mit einem frisierumhang versehen und platziert, und wie immer ging mir keines jener unverfaenglichen gespraeche ueber die lippen, mit denen man die ungewohnte intimitaet des haareschneidens im allgemeinen zu ueberdecken pflegt. die frau, die bei meinem eintreten der chefin die frisur richtete, hatte nun selbst vor einem der frisiertische platz genommen und drehte sich lockenwickler ins haar. schliesslich klingelte das telefon. hinter meinem ruecken erhob sich nun die blonde frau, die bisher mit hochgelegten beinen und einer zeitschrift auf dem sofa in der mitte des raumes gesessen hatte, das wohl einmal mit dem gedanken an wartende kunden dort aufgestellt worden war. "zum nachfaerben? aber dann kommen sie doch morgen, das reicht auch noch. - aber wenn sie meinen, dass es heute sein muss. - also dann morgen." ueber soviel fehlende geschaeftstuechtigkeit konnte ich nur den kopf schuetteln, was mir sofort ein mahnendes stirnrunzeln der cheffriseurin einbrachte. schliesslich griff sie zu foen und rundbuerste und warf mir im spiegel einen fragenden blick zu: haarspray? lack? aber ich schuettelte nur den kopf, ich beherrschte jene unerlaaessliche geste des weiblichen repertoires nicht. schliesslich stand ich wieder vor der kasse und suchte aus meinem portemonnaie die passenden scheine. die kasse war vollkommen leer. als ich mit meiner neuen, modischen frisur aus dem laden trat, stand ich direkt vor dem parlamentsgebaeude. und nun, meinte ich, wurde mir einiges klar.

niedziela, 17 października 2010

immer fehlt ein cent oder heiratsmarkt supermarkt

es war gegen halb zehn uhr abends und der supermarkt an der ecke angemessen leer - zumindest betraf das gleichermassen das angebot wie die kundschaft. es war nur eine einzige kasse besetzt, der mann vor mir legte aus seinem wagen brot, butter, schinken auf das laufband, auch eine tuete milch. "12.07 euro" sagte der kassierer, und der mann suchte erst behaebig und dann zunehmend wuetend in seinem portemonnaie. er kam auf 12.06 euro. "immer fehlt ein cent!", rief er aus, "immer fehlt ein cent!". weil ich mein portemonnaie schon in der hand hatte und sogar kleingeld darin, gab ich ihm einen cent. wie oft hatte ich da, wo ich wohnte, schon haenderingende kassiererinnen ueber den geldschubladen lamentieren sehen, wie oft hatte ich da, wo ich wohnte, schon die frage gehoert, ob es diesmal auch ohne den einen groschen wechselgeld gehen koennte, oder die aufforderung, den fehlenden groschen beim naechsten mal zu bezahlen, wo offensichtlich war, dass ich kein zweites mal meinen fuss in diesen laden setzen wuerde. und wie oft hatte ich, auch wenn ich nur in der schlange oder am packtisch zeuge einer solchen szene wurde, davon getraeumt, mit unvergleichlich nonchalanter geste das fehlende geldstueck aus der tasche zu zaubern, als waere ich nur dazu zu dieser zeit an diesem ort. (letztendlich, so neu war dieser gedanke nicht - vielleichrt erinnert sich noch jemand an die drogeriekette "ihr platz", die kleine plastikbehaelter an den kassen montierte, wo man fehlendes kleingeld entnehmen und ueberzaehliges ablegen konnte? doch vielleicht war das der falsche weg zum ueberleben auf dem markt, wer weiss.) nun hatte ich aber endlich einmal gelegenheit, diese meine traeume in die tat umzusetzen. es war schliesslich auch sehr naheliegend. der ueberraschte kunde bedankte sich ueberschwenglich, "immer fehlt ein cent!", wiederholte er, und waehrend ich meine eigenen einkaeufe, brot, butter, kaese, milch, bezahlte und in meiner tasche verstaute, liess er sich vom kassierer einen kugelschreiber geben, um etwas zu notieren. ich nahm mein wechselgeld und meinen kassenbon entgegen und wollte mich schon zum gehen wenden, da hielt mir jener kunde eine visitenkarte unter die nase, auf dem ich die adresse eines zehlendorfer restaurants, das wort kuechenchef und handschriftlich eine aktuelle telefonnummer las. "also das restaurant ab april wieder", sagte der mann, bevor er sich zum gehen wandte, "aber anrufen koennen sie mich heute abend noch." so billig, dachte ich, konnte man also davonkommen.

środa, 13 października 2010

samotność wegetarianina z warszawą w tle

"czeka na ciebie świeża kanapka z tatarem!"

(handgeschriebens werbeschild an einer bar mleczny, ul. bracka 3, 13.10.2010. 13.35 uhr)

niedziela, 10 października 2010

piątek, 8 października 2010

rede zur lage der nation - krótko i zwięźle

jaki prezydent
taki patriotyzm

(buslinie 171 richtung nowe bemowo, 08.10.2010, 10.03 uhr)

poniedziałek, 4 października 2010

zagadki krajobrazu medialnego albo w poszukiwaniu straconego CZASU - dopisek

radio maryja ma tylko jedną wielką „wadę”, z której na pewno nigdy się nie poprawi: nie jest „tygodnikiem powszechnym”.
(józef michałik, naszdziennik.pl, 17.12.2010, zitiert nach http://pl.wikiquote.org/)

a co takiego można by powiedzieć na temat CZASU?

piątek, 1 października 2010

w poszukiwaniu straconego CZASU

man koennte es anwandlungen nennen. gelegentlich hat man anwandlungen von heimweh oder sehnsucht nach intellektuellen gebrauchsguetern, die man gerne von einem land in ein anderes exportiert haette, ohne dass jedoch irgendjemand diesem wunsch nachzukommen gewillt ist. ein solches intellektuelles gebrauchsgut ist die zeit,
schon auf dem deutschen zeitschriftenmarkt sticht die zeit durch ein absolut unhandliches format und andere absonderlichkeiten hervor, unter anderem dass sie nur einmal in der woche erscheint, themen anfuehrt, ueber die sonst keiner schreibt, und teurer als ein spiegel ist. dafuer kann man allein mit den stellenanzeigen der zeit zwei tage lang den ofen anheizen.
ein solcher intellektueller gebrauchsgegenstand ist aber auf dem polnischen pressemarkt nicht vorhanden. zwar gibt es, wohlgemerkt, dort auch eine zeit, und zwar nicht nur einfach die zeit, sondern sogar die hoechste zeit, mit ausrufezeichen, ein selbsternanntes liberal-konservatives wochenblatt, das nur zuweilen durch seine titelblaetter auf sich aufmerksam macht. doch ansonsten sucht man in einer flut rot-weiss-schwarzer hochglanzumschlaege lange zeit vergebens.
doch die welt ist gross, und rettung lauert ueber all, und so faellt einem eines tages der tygodnik powszechny in die haende. der tygodnik powszechny hebt sich durch ein aussergewoehnliches, weil unhandliches format, von den uebrigen polnischen wochenzeitschriften ab, wie auch dadurch, dass er themen anfuehrt, ueber die sonst niemand schreibt. man koennte es abwegig nennen, dem polnischen wetter oder der polnischen fużon-kueche eine titelgeschichte zu widmen. aber es ist bei naeherer betrachtung ausgesprochen sympathisch. der tygodnik powszechny kommt aus gutem und traditionsreichen haus und ist weder liberal noch konservativ, aber dafuer katholisch. das mag zweifelhaft scheinen, doch dazu besteht bei bei naehrerer betrachtung kein grund. den glaubensteil, der woche fuer woche die innenseiten des heftes fuellt, kann man zur not auch ueberblaettern. und schliesslich schreibt selbst die zeit neuerdings beharrlich ueber "glauben und zweifeln".

środa, 29 września 2010

rodzina na swoim albo wszyscy jesteśmy postkomunistami II

Domy stoją tam, gdzie ZOMO
schlagzeile der gazeta stołeczna ueber den geplanten bau von sozialwohnungen in einem warschauer vorort.

sobota, 25 września 2010

język na miarę albo ułatwij sobie życie

maennerbesuch. frueher war das anruechig gewesen. entweder waren die eltern dagegen gewesen, oder eine miesgraemige zimmerwirtin oder auch nur die gnadenlose hausordnung eines studentenheims mit lauter vierbettzimmern. heute war das anders. alles, was einem heute noch in die quere kam, waren der eigene postmoderne definitionsekel, der an jeder ecke schubladen und etiketten witterte, die er um jeden preis zu vermeiden trachtete. zuhause fand man fuer derart ausgesuchte probleme gehoer, im ausland weniger. denkwuerdige fragezeichen schienen dort unbekannt.

also maennerbesuch. in einer kleinen, neubaugemaess hellhoerigen zweizimmerwohnung. nicht unbedingt anruechig, aber unschoen. es folgten langwierig verbluemte erlaeuterungen ueber den besuch, der da kam. ah, twój chłopak! sagte die mitbewohnerin mit sonnenklarer stimme und zog das wochenende ueber aus. der strassenkuenstler auf dem marktplatz, dem wir ein paar muenzen in den hut warfen und ein feuerzeug liehen, fragte mit ebenso sonnenklarer stimme: a twój mąż pracuje w niemczech? - was ich, owszem, mit ebenso sonnenklarer stimme bestaetigen konnte.

also kein maennerbesuch, sondern: twój chłopak. twój mąż. was fuer eine karriere im laufe eines wochenendes, und ganz ohne standesamt. das leben konnte so einfach sein.

piątek, 24 września 2010

wsiadaj, obywatelu! albo wszyscy jesteśmy postkomunistami

ich wartete am fahrstuhl, die aeltere frau stieg ein, aber der hund zu ihren fuessen wollte nicht so recht. no wsiadaj, obywatelu! sagte die frau, und der hund liess sich schliesslich dazu herab. czy pies naprawdę ma na imię obywatel? fragte ich. nie, on ma na imię plater, sagte die frau, tylko ja nazywam go obywatel. der hund schaute mich an, und ich fragte mich, ob er wusste, dass obywatel im kommunistischen polen die anrede fuer alle gewesen war, die die anrede towarzysz nicht verdienten, aber da hielt der fahrstuhl im vierten stock.

niedziela, 19 września 2010

w dobrym towarzystwie

aber die kreuzritter waren keineswegs allein. die kreuzwege standen ihnen kaum nach; man lief nun kreuz und quer durch die stadt, in der es sowieso drunter und drüber und überkreuz ging. es war mal wieder ein kreuz mit diesem land.

piątek, 17 września 2010

trafność absurdu ciąg dalszy albo słowo o krzyzu

jede stadt hat ihre orte, die wie landmarken die mental maps ihrer bewohner markieren, orte, an denen man sich trifft, orte, die jeder kennt, auch ohne jemals dort gewesen zu sein: jeder kennt und findet gedaechtniskirche, dussmann, fernsehturm oder weltzeituhr. auch warschau hat seine orte - man trifft sich zum beispiel vor dem pałac (solange er noch nicht von national gesinnten revanchisten abgerissen wurde - und man sollte sich vorher verabreden, auf welcher seite), vor der pko-rotunde (solange sie noch steht und nicht durch einen weiteren spiegelglasverkleideten wolkenkratzer ersetzt wurde) oder an der palme (wenn sich jemand findet, der auch im naechsten jahr das geld fuer ihre unterhaltung aufbringt). zuletzt gab es auch noch eine vierte moeglichkeit: man traf sich am kreuz. das kreuz stand auf dem krakowskie przedmieście vor dem praesidentenpalast, inmitten der waechsernen ueberreste von millionen und abermillionen grabkerzen, die langsam in die fugen des strassenpflasters sickerten. das kreuz war aus holz und an sich voellig unschuldig; in einem christlichen staat ist ein kreuz als ausdruck der trauer ein naheliegendes symbol, und der staat war ja in trauer, nachdem er auf einen schlag sein oberhaupt und einen teil seiner elite verloren hatte - oder zumindest war die polnische gesellschaft in einem schockzustand, der eben verfassungsrechtlich als staatstrauer bezeichnet wurde. das kreuz war kurz nach der katastrophe im april von den pfadfindern errichtet worden, die wache hielten vor dem praesidentenpalast und die abertausenden menschen betreuten, die sich an diesem ort einfanden, um ihren gefuehlen ausdruck zu verleihen. allmaehlich verschwanden die menschenmassen, die kerzen und die pfadfinder, das kreuz aber blieb. es war mit rot-weissen baendern geschmueckt, und immer wieder legte jemand blumen oder kerzen an seinem fusse ab. im laufe des sommers geriet das kreuz erst den journalisten, dann den politikern und schliesslich der denkmalschutzbehoerde und den staatsrechtstheoretikern in den blick. man koennte auch sagen: es war ihnen ein immer spitzerer dorn im auge. ein religioeses symbol im oeffentlichen raum eines weltanschaulich neutralen staates? veraenderungen in der denkmalgeschuetzten historischen altstadt, fuer die keine genehmigung vorlag? mit den wochen waren immer mehr stimmen zu hoeren, die fuer ein ende des ausnahmezustandes und einen umzug des kreuzes plaedierten. politiker trafen sich mit pfadfindern und bischoefen, um eine wuerdige und akzeptable loesung zu suchen. diese vorgaenge riefen nun eine ganz andere gruppe von akteuren auf den plan: die verteidiger des kreuzes. es war nicht ganz unzutreffend zu behaupten, dass viele von ihnen schon etwas aelter waren, baskenmuetzen aus mohair trugen und in ihrer freizeit radio maryja hoerten.
der polnisch-polnische buergerkrieg, der bisher hauptsaechlich mit schlagzeilen und leitartikeln gefuehrt worden war, trat nun auf die strasse. ein erster versuch, dem kreuz in der nahegelegenen sankt-annen-kirche eine wuerdige heimat zu geben und es damit endlich aus dem gottverdammten oeffentliche raum herauszukriegen, scheiterte spektakulaer: mit ein paar zusammengeschlagenen demonstranten, ausgebuhten priestern und ohne ergebnis. das kreuz blieb, wo es war, und avancierte unter den orten der stadt zum angesagtesten place to be: hier war immer etwas los, hier gab es immer etwas zu sehen, hier musste man dabeigewesen sein. seinem besuch praesentierte man stolz eine weitere, urtypisch polnische sehenswuerdigkeit. war man zufaellig in der gegend, schaute man fuer alle faelle mal vorbei. wenn man glueck hatte, war gerade das fernsehen da, hielt ein priester eine messe ab, bauten ein paar linke aktivisten ein kreuz aus leeren bierdosen der marke "lech", oder befuerworter und gegner einer katholisch-verschwoerungstheoretischen erinnerungskultur lieferten sich erhitzte wortgefechte. oft demonstrierten gegner und verteidiger des kreuzes gleichzeitig, sie forderten wahlweise kaczyński-denkmaeler oder springbrunnen und hielten schilder in die luft, auf denen wahlweise "polen erwache!" oder "weg mit den kreuzrittern!" stand. es war ein schaulaufen der eitelkeiten und absurditaeten, ein makabrer karneval an einem lauen sommerabend.
am 16. september hatte der ganze spuk schliesslich ein ende. in einem zweiten versuch und diesmal trotz aller proteste mit erfolg wurde das kreuz von seinem ort entfernt. die nachricht ging um die welt: sogar die tagesschau berichtete darueber.

was in erinnerung blieb, war ein weiteres absurdum: 600 jahre nach grunwald hatte das wort "kreuzritter" ploetzlich eine vollkommen andere bedeutung als bisher.

środa, 15 września 2010

jesienna podróż o swicie - ku wschodu

die tuer hinter sich zuziehen wie den deckel eines koffers, in den man den schlaf wegschliesst, und nicht abschied denken und nicht auf nimmerwiedersehen, und nicht zwischen zwei treppenstufen dem impuls nachgeben, den schluessel umzudrehen im schloss und abzuziehen und ueber die schulter nach hinten zuwerfen wie die muenze in den brunnen, kopf oder zahl, und so sich selbst jede moeglichkeit der rueckkehr zu verbauen - aber der vergleich hinkt... jeder vergleich hinkt an einem solchen morgen, denn koennte man sich tatsaechlich vorstellen, man waere allein auf erden, in einer stadt, die nicht nur schlaeft, sondern ausgeraubt und entvoelkert ist ueber nacht, koennte man sich tatsaechlich einreden, man bewege sich, zoegernd, geraeuschlos, wie auf katzenpfoten, durch die traumwelt eines kulissenlandes, das nur zufaellig berlin so taeuschend aehnlich sieht und wie verzaubert und verwunschen...
und wenn dann die in ziegelrot erstarrte ritterlichkeit all dieser ekelhaft neugotischen kirchen beruhigend in der dunkelheit verbleibt, kein kaiser mehr fuer deutschland und nie wieder kaiserwetter, wenn auch die nichtendenwollenden fronten des zentralflughafens tempelhof zurueckhaltend im schatten bleiben, so dass die adler an den mauerecken ihre herkunft nicht verraten, und die stadtautobahn tatsaechlich so grau und leer ist wie in den aufnahmen, die frueher auf fab liefen nach mitternacht in endlosschleifen, ewig gleiche bruecken kurven auf- und abfahrten hinweisschilder laermschutzwaende und immer wieder der tachometer mit der nadel auf achtzig, auf achtzig, mein gott, was waren das fuer zeiten - muss man sich doch wieder einmal fragen, ob berlin nun wirklich das gelobte land ist, das paradies auf erden und die zukunftsmusik mit pauken und trompeten, oder doch nur der underdog, das schmuddelkind unter den deutschen grossstaedten mit vollen arbeitsaemtern und leeren kassen und jeder menge lebensentwuerfe, wenn ich gross bin werde ich, die immer exposé und szenario bleiben werden, diese hauptstadt der hochstapler, freier markt und freie liebe, und was sie eben alles predigen in einer freitagnacht, wenn keiner mehr zuhoert - du bist verrueckt, mein kind, du musst nach berlin... und alles, was dann bleibt, ist ein koffer in irgendeiner abstellkammer hinterm flur, ein koffer wie ein klotz am bein.
so zieht man den mantel enger um die schultern, wie die vorstellung als kind, man koenne sich in einen mantel, einen kokon aus schweigen huellen und mit sich tragen durch die gewoehnliche welt eines winterabends, so scheint auch jetzt ein unsichtbarer kokon aus nachttrunkener traumverlorenheit niederzusinken auf genick und rueckgrat, wenn nach einem naechtlichen regenschauer die spurrillen im licht der strassenlaternen so verraeterisch-verfuehrend leuchten wie allzu bekannte, allzu eingefahrene gleise, denen man aber folgen kann, blind und blindlings, ohne einen einzigen gedanken an die selbstvergessenen gewissheiten von frueher, die nach und nach alle vorbeiziehen, so jung kommen wir nicht mehr zusammen, trugbild auf trugbild, was war und was haette sein koennen, und man verfaengt sich in ihnen, in all diesen unbeantwortbaren fragen, all diese kleinen unbemerkten weichenstellungen, it's like that and that the way it is, wo doch wirklich alles ganz anders haette sein koennen, da bleibt kaum mehr als ein schulterzucken, doch wieder einmal steht man auf verlorenem posten und weiss schon, dieses "was waere wenn" wird einem die ganze fahrt im nacken sitzen...
und wenn dann am horizont endlich eine spaete wintersonne zu sehen ist und ausser frage steht, dass nun tag geworden ist und keine schuetzende nacht ewig dauert, und wie das fallbeil eines urteilsspruch der gedanke in den hinterkopf faellt, dass man nur reist, wenn man ein ziel hat, und dieses ziel unausweichlich erreichen muss, auch nach dieser reise, und wenn dann in den ersten verlogen roetlich-warmen sonnenstrahlen die oderbruecke unzweifelhaft die ueberschrittene grenze anzeigt, und wenn dann das bahnhofsgebaeude von kunowice in den blick tritt, dieses ruehrende symbol der sozialistischen mission in der provinz: unser dorf soll schoener werden, und wenn doch nicht schoener, so wenigstens fortschrittlicher, neuzeitlicher, wenigstens einen hauch von m o d e r n, in jenem betonentwurf, der einen vordergruendigen eindruck von avantgarde mit den handfesten anforderungen der industriellen massenfertigung verbindet, das aber zumindest gekonnt, nur geblieben sind weder avantgarde noch fortschritt noch industrie, hier aussteigen, hier aussteigen und bleiben und bruecken die beim vormarsch brechen, fort, fort und kein blick zurueck, alle bruecken hinter sich einreissen und nur ein verlassenes bahnhofsgebaeude an einem toten gleis unter stehengebliebener uhr am rande der provinz, durchsichtig hinter ungeputzten scheiben, durchsichtig bis zu himmel und wolken und horizont, hier also aussteigen und endlich endlich einmal das tun, wovon man immer nur traeumt und was man niemals vollbringt: ankommen.

poniedziałek, 13 września 2010

jesienna wschodu o swicie - ku zachodu

einmal sein leben in die haende eines anderen legen, eines beliebigen, erstbesten, dahergelaufenen, und sei es in die haende des taxifahrers, der wie bestellt am strassenrand wartet und, waehrend man sich zuruecklehnt, mit achtzig durch die stadt und ueber die rote ampel faehrt, schliesslich wird er wissen, was er tut, wie er auch an der naechsten ampel wie unbemerkt den takt zur radiomusik aufs lenkrad klopft, vielleicht leise pfeift, so dass man fast schon versucht ist zu fragen, und mit der familie alles in ordnung, so sehr bietet es sich an - und warum auch nicht einen preis zahlen und ein trinkgeld dafuer, dass man einmal die aufsicht ueber wohlergehen und unversehrtheit der eigenen person im strassenverkehr schlicht und ergreifend vergessen kann und dergestalt noch kopflos ueber die bodenplatten und treppenstufen am bahnhof schleichen kann, dieses ueberdimensionierten wartesaals, dieses zwischenraums, dieser eigentuemlichen schleuse zwischen ankommen und abfahren - schliesslich verhaelt man sich auch dem gesichtslos-unbekannten lokfuehrer gegenueber nicht anders, der sicherlich seinen festen anteil bekommt vom ordnungsgemaess entrichteten, nach amtlichen prinzipien und kursen be- und verrechneten preis fuer die fahrkarte, nur eben ohne trinkgeld, aber ganz allein aus praktischen gruenden. und wenn dann der zug anfaehrt und die lokomotive ihr warnpfeifen einsam und verloren durch den morgendunst schickt wie ein nebelhorn an einer unbekannten sturmumtosten kueste, lehnt man sich wieder gedankenverloren zurueck und streift nur am rande das bild von schaltknoepfen signalanlagen schranken und sinnt wie im traum darueber nach, dass fuer jenen namenlosen menschen auf den gleisen dieses sehnsuechtig verlorene pfeifen der letzte laut waere von dieser welt, den er mit in jenes unnennbare jenseits nimmt, wie ein ungehoerter nachruf - aber meine angelegenheit soll das nicht sein, meine schuld ist es nicht gewesen...
wer aber sollte an einem solchen morgen auf den gleisen stehen, wenn die welt so neu und makellos wirkt wie am ersten tag und alles so fraglos vollkommen, als haette gott sie nur nebenbei geschaffen und den menschen dabei gar nicht bedacht - wie leicht ist es, an einem solchen morgen der illusion anzuhaengen, man koenne die sonne einholen, mit der zeit reisen, die zeit anhalten oder gar hinter sich lassen, um laenger und laenger in dieser eigentuemlichen morgenstunde zu verweilen, zu der der kommende tag noch so beruhigend fern und unschuldig wirkt, ein tag wie das ganze leben, das man noch vor sich hat, und zu der ein namenloser vorort zwischen niedrigen haeusern, billigen werbeschildern, schlammbedeckten einfahrten und rostig eingezaeunten wiesen so gottgegeben vollendet scheint wie das licht der fruehen morgensonne mit ihren unvergleichlichen rottoenen, die sich in den letzten nachtwolken und nebelbaenken brechen, so dass auf einmal jeder sozialistische plattenbaukomplex mit den spuren einer heruntergekommenen zeit wirkt wie eine strahlende musterstadt von le corbusier und jede kirche wie die sagrada familia am mittelmeer, als waere dies nicht nur ein flaches schmutziges land unter einem himmel voll verschmierter wolken. und einmal zu denken, die heimatlosen waeren nicht die verdammten dieser erde, sondern die auserwaehlten, und die welt muesste ihnen zu fuessen liegen mehr als jenen eingesessenen, beheimateten, verwurzelten, die ihr leben fristen zwischen tellerraendern auf augenhoehe, zwischen horizonten aus garagentor und nachbars gartenzaun und der endhaltestelle der ubahnlinie. der reisende kennt nicht die welt, er kennt die zwischenwelten und ihre verheissungsvolle aura, dieses stille leuchten, das auf ihnen liegt und nur aus der ferne zu erkennen ist, wo alle verpflichtungen des zwischenmenschlichen auf freundliche formeln beschraenkt sind, die man aus wohlgesinnter, wohltuend gedankenloser automatisierung von sich gibt, so dass man seine gefuehle endlich einmal und ausschliesslich fuer sich selbst behalten kann.

środa, 8 września 2010

pasażer/pasażerka

I (die reservierung)
sie wissen aber schon, dass sie hier ziemlich komisch sitzen?, fragte der schaffner, als er fahrkarten und reservierungen kontrollierte. natuerlich hatte der schaffner recht, aber wer zwang mich, meine fahrt in einem lauten zugigen grossarumabteil mit viel beinfreiheit und blick auf zwei klappsitze zu verbringen, waehrend neben mir ein russe mit langen haaren und lederjacke sass und in einem tuerkisfarbenen buch sass, dessen kyrillischen titel ich nicht entziffern konnte? ich bin aus deutschland, haette ich gern gesagt, da sucht man sich seine sitzplaetze lieber selber aus. ja, sagte ich dann nur, aber ich habe ja eine reservierung, zur not ziehe ich eben wieder um. der schaffner zuckte die schultern und schloss die tuer des abteils.

II (der handlungsreisende)
kurz hinter warschau kam der verpflegungswagen vorbei. der mann mir gegenueber versuchte mit einer mischung aus deutsch und englisch einen kaffee zu bestellen. ich uebersetzte "kaffee", "klein" und "gross", "euro" und "eins fuenfzig" ins polnische und zurueck. wollen sie vielleicht auch einen kaffee? fragte der mann. ich lehnte dankend ab und nahm meine zeitung wieder zur hand. wohnst du schon lange in deutschland, fragte der mann kurz darauf, meine hoffnung auf ruhe erfuellte sich also nicht, dafuer einmal mehr die erwartung, dass maenner vorzugsweise frueher als spaeter und stets vollkommen ungefragt vom du zum sie wechseln. doch wie immer fiel mir ein einfaches "ja" nicht ein. ich wohne schon lange in polen, sagte ich also. du siehst auch nicht aus wie eine polin, sagte der mann. habe ich gleich am gesicht gesehen. er sprach mit einem irgendwie arabischen akzent, aber ich sagte ihm nicht, er sehe nicht wie ein deutscher aus. was machst du da? fragte der mann. ich studiere geschichte, sagte ich also. geschaefte? frage der mann. geschichte, wiederholte ich. und? ist interessant? fragte der mann. ich nickte nur noch. ich habe nie geschafft, diese sprache zu lernen, sprach der mann weiter. brauche ich immer einen dolmetscher. ich mache geschaefte, weisst du, in polen. habe ich drei tage und drei naechte nicht geschlafen. hat der dolmetscher gesagt, vielleicht kannst du das, drei tage arbeiten ohne zu schlafen, aber ich kann das nicht. ich hoffte sehr, er wuerde mich nicht fragen, ob ich dolmetschen koenne. weisst du, was der unterschied zwischen diamanten und brillianten ist? fragte er stattdessen. die einen sind roh, die anderen geschliffen, sagte ich. ich wollte lieber nicht wissen, was das fuer geschaefte waren.
viva germania! rief der mann, als der zug in den bahnhof frankfurt oder einfuhr. alleluja!, dachte ich, als er am ostbahnhof ausstieg.

III (der provinzler)
selten war der zug so leer. wir waren nur zu zweit, da war es schliesslich naheliegend, ueber remarque und franzen ein gespraech zu beginnen, so dass am ende der reise keiner der beiden romane ausgelesen war. zwischendurch stellte sich heraus, dass das ruhrgebiet bei essen beginnt, dass duesseldorf aber bereits zum rheinland gehoert und es dort ein ganz nettes kulturangebot gibt, das sich unter anderem in der tatsache aeussert, dass koeln gleich um die ecke liegt. es klang fast so, als waere westdeutschland zuweilen doch ganz ertraeglich oder sogar wohnlich, nur warum dann trotzdem irgendwann alle nach berlin wollten, das verstand ich immer noch nicht.
in frankfurt oder stieg ein aelterer mann ein, er trug erwartungsgemaess schnauzbart, schiebermuetze und joppe und verstaute neben einer aldi-tuete einen aktenkoffer von beaengstigendem format auf der gepaeckanlage. in der aldi-tuete war eine familienpackung ariel color untergebracht, dem aktenkoffer entnahm der mann eine familienpackung kochschinken, aber weder die eine von zwei flaschen oettinger noch den billigen weinbrand mit dem so entfernt ans franzoesisch erinnernden namen, dass es sich nur um die hausmarke eines niederrangigen discounters handeln konnte. hinter der grenze zog er das telefon aus der tasche und sprach in einem selten gehoerten, seltsam langgezogenen dialekt hinein, sein gegenueber war aber offenbar nicht sehr gespraechig, also steckte der mann das telefon wieder in die tasche, verzehrte sorgfaeltig eine scheibe kochschinken nach der anderen aus der familienpackung, die offenbar reiseproviant und abendessen in einem darstellte, und blaetterte angelentlich in einem lidl-prospekt, den er ebenfalls seiner aktentasche entnommen hatte und der offensichtlich auch noch aus deutschland stammte. ab und zu ging draussen auf dem gang eine sehr blonde frau vorbei, die ihr schon ein wenig fortgeschrittenes alter mit hoehen stiefelabsaetzen, kurzem rock und tiefem ausschnitt kaschierte. die blicke des mannes folgten ihr stets von erstem bis zum letzten moment und hingen anschliessen noch ein wenig wie versonnen in der luft, bevor sie zu kochschinken und lidl-prospekt zurueckkehrten.
nach drei stunden fahrt zog der mann noch einmal das telefon aus der tasche, doch sein unsichtbares gegenueber war zwischenzeitlich nicht gespraechiger geworden. "es tut mir leid, wenn ich dich stoere, aber hier im abteil sitzen nur deutsche, ich kann mich mit niemandem unterhalten", sagte er ins telefon. in kutno stieg er aus, nicht ohne dem aktenkoffer zuvor doch noch eine der zwei oettinger-flaschen ausgerechnet in kutno, diesem so sprichwoertlichen idealbild der polnischen provinz, und wir waren mehr als ueberrascht, auch jene blonde frau in kutno auf dem bahnsteig stehen zu sehen, die die blicke unseres mitreisenden so unausgesetzt auf sich gezogen hatte. das gab inter der tat anlass zu vermutungen - aber wie berechtigt war die annahme, die kutnoer bahnhofsnutten wuerden nach berlin zur fortbildung fahren, waehrend die kutnoer ehemaenner gegenueber ihren hausfrauen puffbesuche mit waschmittelhamsterkaeufen in deutschland kaschierten. schatz, das ariel ist alle... - die provinz scheint ein ewiges raetsel.

IV (der rueckkehrer)
der mann, der in mein abteil kam, war nicht mehr ganz jung, wie man so sagte, auch war er uebergewichtig, er trug ein graues tshirt, graue jogginghosen, grauen socken, fast schon graue haare, vielleicht, dachte, sah er nur wegen der kleidung so schwammig form- und farblos aus. er roch ein bisschen wie ein meerschweinchen, dessen kaefig ein paar tage zu spaet gereinigt worden ist. mit dem deutschen schaffner sprach er ein sehr ordentliches englisch, von der wars-dame wollte er wissen, in welchen waehrungen man im bord-restaurant bezahlen koenne - euro und zloty, war die antwort, er hatte aber nur dollar. sowieso fand er die preise halsabschneiderisch ueberteuert, er blieb die ganze reise ueber im abteil. als der zug losfuhr, fragte er mich: wie die bahnhoefe in berlin hiessen, wie oft und wie lange der zug unterwegs hielte, ob grenzkontrollen waeren, ob wir polen inzwischen nur noch einen ausweis braeuchten, ja und wie das frueher doch mit den grenzkontrollen gewesen war... er liess mir kaum zeit zum nicken, er fragte weiter: wie man von warschau nach kielce kaeme, wen man da fragen muesse, ob ich schon laenger in deutschland lebte, ob ich da studierte, wie man in warschau so zurechtkommen wuerde, und ob man da arbeit faende - aber natuerlich, es war wie ueberall, entweder man fand arbeit oder nicht, da war jeder selber schuld - und ob in warschau auch so viele autos und so viele staus waeren. - er kam gerade aus kanada zurueck, erzaehlte er, und wer weiss, dachte ich, wieviele jahre er dort verbracht hat, er wirkte tatsaechlich ein wenig wie von einem anderen stern. europa muß ihm sehr fremd gewesen sein. schliesslich legte er sich schlafen, nach 24 stunden reise. ob er schnarche, fragte er mich zwischendurch, das taete ihm leid. ich laechelte freundliche und hoerte den rest der reise musik.

V (die auslaender)
beide sprachen englisch mit akzent, aber jeder mit seinem eigenen, obwohl es immer heisst, den spaniern wuerde es leicht fallen, die polnische sprache zu lernen, die aussprache waere tatsaechlich sehr aehnlich. es sah aus wie eine sommerliebe, die sich notgedrungen, aber zuversichtlich, der bewaehrungsprobe des ersten winters stellt, sie kam nach vier monaten zurueck, er fuhr das erste mal ueberhaupt in dieses land, und man konnte nur feststellen, dass sie sich keine bessere jahreszeit haetten aussuchen koennen als den november, der bekannt war fuer einen nur halbhoch haengenden grauen himmel, regen und schnee. doch der zug war beheizt und beleuchtet und geradezu heimelig, und der speisewagen zerstreute schliesslich alle zweifel: "a lot of wodka, a lot of beer - i'm going to like this country" sagte der spanier ueberzeugend, und seine freundin laechelte dazu, und dann stiegen sie aus.

wtorek, 7 września 2010

mądrość codzienna albo słowo od moich portierników

(parę minut po ósmej wieczorem, na korytarzu przed skrzynkami pocztowymi)
- dobry wieczór!
- oh, dobry wieczór, pani! a jak minął dzień?
- no jak zawsze, w pracy... a u pana?
- ah, dobrze dobrze. dzień dopiero minął. a teraz zaczyna się wieczór!

sobota, 4 września 2010

coś ci świta albo słowo o zakupie żarówek w polsce

puenktlich zu einbruch der daemmerung brannte mit einem kleinen "plopp" die gluehbirne der leselampe durch. der kuechenschrank gab noch sorgfaeltig gehuetete faltschachtelverpackungen her, aber keine frische leselampe. die mitbewohnerin zuckte hilflos die schultern: woher nehmen und nicht stehlen? es blieb der gang zu den laeden um die ecke und um sieben uhr abends kaum aussicht auf erfolg. im rund um die uhr geoeffneten mini-europa fanden sich muellsaecke, duftkerzen, grablichter und reinigungspaste fuer marmorstein, aber keine einzige gluehbirne. im emil gegenueber der kirche gab es gluehbirnen, sie waren aber zu gross. der freundliche kramladenbesitzer hob bedauernd die schultern und empfahl das haushaltsgeschaeft neben der chemischen reinigung, das seit anderthalb stunden geschlossen war. die kundin mit dem uebergewichtigen dackel wiegte bedaechtig den kopf und riet: "trzeba wykręcić na kłatce!" der verkaeufer nickte zustimmend. ich dankte und wuenschte einen schoenen abend. so ging das also mit den gluehbirnen, die es aus nun verstaendlichen gruenden nirgendwo zu kaufen gab.

(im letzten laden um die ecke fand sich dann doch eine passende birne. nur war die leselampe von ikea offenbar nicht fuer 60 watt gemacht. kurz nach mitternacht brannte die geschmolzene fassung durch, damit war es dunkel und aller lichter ein ende.)

czwartek, 2 września 2010

wenecja wschodnia albo wszystkie moje mosty II

niemand kaeme auf die idee, diese stadt mit venedig zu vergleichen. zu weit war das meer entfernt, zu niedrig der haeufig nebelverhangene himmel und kein licht einer lagune. die boote, die auf der weichsel zu sehen waren, waren die spielzeugschiffchen der wasserpolizei oder ordentlich vertaeut, und die behaebig schweren kohleschlepper zogen auf anderen wasserwegen in richtung der deutschen kraftwerke. an den terrassierten ufern der weichsel broeckelte der sozialistische beton und gab hier oder dort auf rostendes stahlgeflecht frei, ueber das in unaufmerksamen momenten die fuesse stolperten. unverbruechlich jedoch standen die bruecken eine nach der anderen an ihrem ort, als waeren sie die letzten hueter einer laengst vergangenen ordnung, die mit architektonischer aristokratie nur unzureichend umschrieben war. behaebig lag die most łazienkowski auf ihren niedrigen pfeilern und hob sich kaum ueber den horizont, klaglos und ohne ein widerwort trug sie tag fuer tag nichtendenwollende stroeme von autos lastwagen omnibussen von einem ufer aufs andere, als waere sie nie zu anderem bestimmt gewesen. wohl warf man zuweilen aus den augenwinkeln einen blick auf die beiden hohen pfeiler, die mit vereinten kraeften die most siekierkowski trugen, doch meist sah man man vorbei. unuebersehbar zog sich dagegen die most poniatowskiego kilometerlang durch powiśle, bis sie endlich das flussufer erreichte, das sie muehelos und nahezu unbemerkt ueberquerte, und nur die abgebrochene spitze der burgzinnenartigen umrandung an einem der maechtigen pfeilertuerme, folge des wohlgezielten blitzschlags eines ungnaedigen wettergottes, gab auskunft darueber, dass auch diese bruecke nicht gegen alle unbillen ihrer geschichtstraechtigkeit gefeit war. unter ihren schwungvollen boegen zog sich ein unergruendliches labirynth von treppen entlang, von uralten ausgebleichten ariadne-faeden gesaeumt, im schwachen licht gelblicher laternen fiel das regenwasser zur erde wie im inneren einer uralten stropfsteinhoehle. hinter den letzten aufgaengen, die wie alle anderen nirgendwohin zu fuehren schienen, begann das centrum handlowe arkadia, dem unabaenderlich der eindruck anhing, geschlossen und abgewickelt zu sein und das nach ein paar hundert metern tatsaechlich in die undurchschaubar eigenartige betontraegerkonstruktion einer auf ewig unvollendeten investitionsruine ueberging. dort standen an spaeten manchem freitagabend gruppen von jugendlichen, und als haetten sie sich alle laengst verloren geglaubten klischees auf die fahnen geschrieben, stand zu ihren fuessen, unbeachtet, aber unueberhoerbar, ein ghettoblaster oder auch zwei. unweit der kreuzung, an der bushaltestelle, warteten stets nur alte leute. wer hatte dem kind erzaehlt, unter einer bruecke stehend, ueber die in diesem moment ein zug fuhr, haette es einen wunsch frei? unter der most średnicowy musste man nie lange warten, bis der naechste zug zu hoeren oder zu sehen war, jeder verheissungsvoll das versprechen eines weit entfernt gelegenen zieles singend. unbeantwortet blieb stets die frage, ob die fahrtrichtung nach moskau oder paris vielversprechender waere fuer den jeweiligen wunsch, doch fuhren die meisten zuege sicher nur nach radom oder kielce, płock oder otwock. mit erhobenem schwert und schild, so schien es, bewachte die syrena nadwiślańska die most świętokrzyski, deren gefaelliger bogen auf der einen seite dem betrachter das zentrumspanorama so aeussert vorteilshaft darbot und ihn auf der anderen erbarmungslos sich selbst ueberliess zwischen unbeschilderten strassenkreuzungen und eingezaeunten uferauen voller wildwuchs. an der noerdlichen fassade der most śląsko-dąbrowski war die gedenktafel fuer die armia krajowa stets mit blumen und gestecken geschmueckt, unter dem schleifenden bremsen der strassenbahnen verschwanden die autos im tunnel unter dem schloss, und mochte noch an den kommunismus denken, wenn von der trasa wschód-zachód die rede war oder er in der naechsten baeckerei eine wuzetka kaufte? hinter der most śląsko-dąbrowski weitete sich unversehens der blick, um erst in einiger entfernung auf die most gdański zu treffen, die sich erst im naeherkommen als zwei- und sogar dreigeteilt zu erkennen gab und deren stahlkonstruktion im sonnenschein stets die vielversprechenden licht- und schattenspiele herausragender architekturfotographie auf die fensterscheiben der strassenbahnen warf. manchmal entstieg unversehens eindruckheischend ein brautpaar im hochzeitsstaat der tram und posierte vor der postkartenansicht mit altstadt und skyline. selten war auf den hochzeitsfotos eine bruecke zu sehen.

środa, 1 września 2010

wenecja wschodnia albo wszystkie moje mosty I

vielleicht sind es die bruecken, die einer stadt ihr gesicht geben. nie habe ich in einer stadt ohne fluss gelebt, nie in einer stadt ohne bruecken. unter den stolzen und kuehnen burgen und dem ewiggrauen zeiss-turm trug die schmutzig-schwarze saale im fruehjaehrlichen hochwasser zuweilen eigenartiges treibgut mit sich, die hellen straende blieben ein maerchenlied, und der bahnhof paradies eine ewige baustelle. die unerinnerliche unzahl hauptstaedtischen bruecken ueber spree und havel und kanaele trotzte beharrlich dem guten vorsatz der zuwanderer, auf eine nach der anderen den eigenen fuss zu setzen - es waren viele, aber kaum eine von ihnen war im sinne des wortes 'spektakulaer', sie wurden zu alltaeglichem gebrauchsgut, und nur die, die ihre pfeiler statt auf maerkischen sand schliesslich auf literarisches papier gruendeten, blieben als besonders im gedaechtnis. spreeathen, ja, aber doch schinkels wegen und nicht wegen der fluesse. in einer kleinstadt des ostens war der grenzfluss kaum der rede wert, aber doch ein fluss, und haetten die alteingesessenen statt einer europaverbindenden fussgaengerbruecke lieber ein neues schwimmbad gehabt, so tat das dem sommerlichen entenfuettern keinen abbruch. das hundertjaehrige eisenbahnviadukt zog sich erhaben ueber einen waldbestandenen talabbruch am rande der stadt, und der erhebende ausblick verfehlte seine wirkung noch weniger auf den einzigen beobachter in einem leeren zug, dem er unversehens vor augen trat. wie in jeder polnischen stadt musste die oder unter einer grundwald-bruecke hindurchziehen, davor und danach verzweigte sie sich in vielfaeltigste kanaele, seitenarme, nebenstroeme, an deren ufern jene alibi-inseln entstanden, auf denen die polizei die naechtlichen parkbankbewohner mit ihren bierdosen in frieden liess. wahrhaft majestaetisch zu nennen war die oder, wo sie ein paar hundert kilometer weiter in richtung nordwesten an die grenze stiess und der fluss mit seiner weitlaeufig bogenueberspannten bruecke das einzige heilsversprechen in einer heillosen stadt war. die grosse schwester der oder, die weichsel, lief auf ihren weg von sueden nach norden bis zur ostsee wie ein breites schweres eisenband mitten durch die hauptstadt, vielfarbige brueckenboegen wie maschen auf einer haekelnadel aneinanderreihend, neun an der zahl, als haette es keine biblische zahl sein muessen auch an diesem ort.

wtorek, 31 sierpnia 2010

ikarus słoneczko moje



wer war auf diese idee gekommen? und wer hatte sie durchgehen lassen? mit anderen worten: wer hatte dahinter gestanden? und welcher preis war am ende dafuer zu zahlen gewesen? trotz aller ueberlegungen, es blieb unverstaendlich, wie - nicht: um gottes willen - aber: wie um alles in der welt man einen bus so benennen konnte, einen ungarischen bus zudem, der im gesamten, wirklich und wortwoertlichen gesamten ostblock, von schwerin bis wladiwostok, von bukarest bis gdansk und selbst noch auf kuba fahren wuerde - war dies die sprichwoertliche melancholie der ungarn, die krzysztof varga beschrieb, besang und bestaunte in seinen buechern, in denen die busse jedoch nicht vorkamen?

es passte alles nicht zusammen: die ewig unverwuestlichen ikarus-busse, die mehr und mehr zu einem sinnbild des ostblocks und des gescheiterten sozialismus geworden sind, nachdem sie diese beiden ueberlebt haben: es war ein hochfliegendes projekt, und es ist gescheitert, ebenso hochfliegend muss es gewesen sein, einen bus nach jener mythologischen figur zu benennen, die das scheitern nach hohem flug mehr als jede andere verkoerpert, so dass sich zumindest die frage stellen liesse, ob nicht das eine die strafe für das andere gewesen waere, und es den sozialismus noch geben wuerde, haette man die busse nur daedalus oder ariadne oder herkules genannt - und waeren diese namen nicht womoeglich sogar angemessener gewesen, auch sisyphos haette es getan, sisyphos mehr als alle anderen - - und die ironie der geschichte war nur, dass die ikarus-busse den sozialismus nun schon um zwanzig jahre ueberdauert hatten und stillschweigend eine weitere million gefahrener kilometer auf ihren roehrenden motoren, ihren ausgeleierten stossdaemfern sammelten und ihren schicksalhaften namen trugen durch die strassen des ostblocks, ueber die ewigen betonplatten und durch die endlosen endlosen plattenbausiedlungen von einem horizont zum anderen... und stachen nicht an komfort, aber an charakter jeden anderen zeitgenoessischen bus aus, alle man's und alle solaris, die futuristisch zuweilen in flammen aufzugehen pflegten, grundlos, wie es schien - so dass man aber an einem sonnigen spaetsommermorgen fast ein wenig sentimental werden koennte, weil ein sonniger spaetsommermorgen so verflucht verfuehrerisch vielversprechend erscheint in einer zeit, in der die weiten wuerfe und die hohen fluege in unermessliche fernen gerueckt zu sein scheinen, die an einem spaetsommermorgen der 70er jahre, als das orangene gegenlicht immerhin genau das gleiche und keinen deut weniger leuchtend und verheissungsvoll war, so greifbar nah gewesen zu sein schienen. womit keiner apologie des totalitarismus das wort gesprochen werden soll, nur festgestellt wird: die ideologie ist tot. was blieb, war viel enttaeuschung, ein wenig nostalgie und die alte wahrheit von ernst bloch, was es mit kindheit und heimat auf sich hat. und die ikarusse fahren weiter.

poniedziałek, 30 sierpnia 2010

śmierć poezji

poezja zgineła 08. maja 2010 o godzinie 20.08 z rąk operatora sieciowego ORANGE:

obniżamy ceny dla zakochanych! wszystko dla miłości! ślij KOCHAM na 72333 (2,44 zł) i zaskocz swoją miłość 10 wierszykami!
(transmisja platna wg cennika)

niedziela, 29 sierpnia 2010

mała historia miłości tramwajowej V

es war ein mittwoch, an dem zwischen den haltestellen park traugutta und ulica bonifraterska die strassenbahnen ueber eine halbe stunden stillstanden, richtung annopol, żeran und gocław. es war keine havarie, es hatte einen unfall gegeben. ein auto war mit einer strassenbahn zusammengestossen. das auto war ein mercedes, nicht mehr neu, aber frisch geputzt, und auf dem beifahrersitz lagen ein strauss rote tulpen und ein noch verpackter rasierer, gillette, gekauft in einem kiosk am danziger bahnhof, mit handgeschriebenem preisschild. in den unfall war eine strassenbahn der linie 18 verwickelt, von służewiec nach żeran wschodni, einer von diesen alten wagen aus den 60er jahren, die im winter entweder gar nicht oder voellig ueberheizt sind, mit den fenstern, die man im sommer oeffnen kann waehrend der fahrt, so dass einem der wind durch die haare faehrt. einer von diesen wagen, die so altmodisch und gemuetlich aussehen, dass man von ihnen nichts boeses erwartet. der fahrer des mercedes kam bei dem unfall zu tode. es reichte in der zeitung fuer eine notiz in den lokalnachrichten.

czwartek, 26 sierpnia 2010

mała historia miłości tramwajowej IV

natuerlich werden sie die wendungen vom zweiten fruehling, dem spaeten glueck, dem neuen anfang gekannt haben. sie werden ihnen in den billigen monatlichen haushaltszeitschriften, die den hochglanz nur zum schein auf dem umschlag trugen ueber rezepten und haushaltstipps und geschichten aus dem wahren leben auf besserem zeitungspapier begegnet sein, und nun waren sie eben bei der hand. wird trotzdem gelaechelt haben, und vielleicht haette sie gesagt, was man eben so denkt. vielleicht auch nicht, vielleicht sind sie gar nicht dazu gekommen, sich zu fragen, warum und wozu, ob es das wert waere und ob es einen versuch gelte oder einen irrtum. und ob dies die letzte chance war oder ein grosser fehler.
nach ein paar monaten haben sie sich dann doch verabredet. an einem mittwoch, das stand in ihrem kleinen kalender mit dem roten plastikeinband aus der apotheke, es war september, aber noch sonnig und warm, und er wollte sie nach der arbeit mit dem auto abholen, sie sollte an der haltestelle auf ihn warten. sie war aufgeregt wie seit ihrer jugend nicht mehr, sie lachte sich selbst aus, als sie ausser der reihe zum friseur ging, die brille vom optiker richten liess und am morgen viel zu lange vor dem kleiderschrank stand und ueberlegte, was sie anziehen sollte. sie suchte sehr lange ihre schoensten ohrringe heraus und hatte sogar die puderdose in der hand, aber dann dachte sie nur, dass das in ihrem alter nun auch nichts mehr half.
vielleicht hat sie sich von einer kollegin nach der arbeit eine zigarette geben lassen, das tat sie manchmal, und hat, unablaessig mit dem daumen die asche abschnippend, geraucht. sie wartete, sie war ein wenig nervoes. sie zaehlte ihre schritte auf den betonplatten an der haltestelle, sie musste nach hause und milch kaufen. sie ertappte sich, wie sie von einer der gekauften tulpen ein bluetenblatt nach dem anderen abriss. oma! sagte das enkelkind vorwurfsvoll.

środa, 25 sierpnia 2010

mała historia miłości tramwajowej III

worueber werden sie geredet haben? alltaegliches wahrscheinlich, kleinigkeiten. sie wird ihm von der tochter erzaehlt haben, und von den enkelkindern, die so gross geworden waren und schon beide in die schule gingen. er wird von den kollegen auf der arbeit gesprochen haben, die er seit jahren kannte, und vom direktor, der ihn wohl nicht leiden konnte. sie erzaehlte vom garten, wann sie die johannisbeeren pflueckte, und wann sie marmelade kochte, und er erzaehlte vom auto, das in die reparatur musste. sie sassen immer im hinteren wagen und immer auf der linken seite, auf zwei sitzen hintereinander, sie vorne, halb zur seite gedreht, die fuesse in den schwarzen orthopaedie-schuhen ordentlich nebeneinander gestellt und die knie zusammengedrueckt, auch wenn sie laengst keine roecke und keine weissen kniestruempfe mehr trug, und er hinter ihr, die unterarme auf die lehne ihres sitzes gelegt, so dass seine haende gelegentlich ihre schultern beruehrten oder ihre haare, wenn sie sich die straehnen des ponys ordentlich hinter die ohren strich und ihre brille geraderueckte. sie fuehlte sich wie ein kleines maedchen, wenn sie da in der strassenbahn sass und in ihrer tasche nach dem telefon suchte, weil irgendwo in der strassenbahn ein handy geklingelt hatte.
und sie suchte trotzdem, auch wenn sie wusste, dass es nicht ihr telefon gewesen war, und er suchte in den taschen seiner jacke nach dem seinen, damit sie anschliessend ueber den telefonen die koepfe zusammenstecken konnten wie sechsjaehrige kinder am kuechentisch, die hinter dem ruecken der eltern fluestern. vielleicht haben sie sogar ab und zu einander die klingeltoene auf ihren nicht mehr ganz neuen telefonen vorgespielt, belustigt und beschaemt zugleich und schliesslich fast peinlich beruehrt von der lautstaerke, von der sie sich nie merken konnten, wo man sie leiser stellte. und natuerlich ging es nicht um die telefone, sondern darum, dem anderen etwas ins ohr zu sagen, ihm die hand auf die schultern oder den arm zu legen und ihm ganz beilaeufig – vielleicht – ueber die wange zu streicheln. vielleicht haben sie manchmal auch haendchen gehalten, fuer ein paar minuten, unauffaellig, damit es keiner sehen konnte, der sie vielleicht kannte.
nur ihretwegen hatte er angefangen, sich abends zu rasieren, noch im betrieb, bevor er von der arbeit nach hause ging, und es war ihm egal, dass seine kollegen über das rasierwasser lachten, das auf einmal in seinem spind stand, neben dem alten rasierer mit klingen zum einspannen und dem borstigen pinsel. sie hatte ihm einmal in der bahn ganz leicht über die wange gestrichen, da war ihm aufgefallen, wie nachlässig er geworden war mit dem rasieren. und er haette vieles getan, damit sie ihm noch einmal so beilaeufig ueber die wange strich, damit sie bewunderte, wie glatt seine haut war und wie gut er roch, und damit sie fragte, ob er sich einen neuen rasierer gekauft haette, und erst danach und nur deshalb wuerde er sich endlich wirklich einen neuen rasierer kaufen.

poniedziałek, 23 sierpnia 2010

mała historia miłości tramwajowej II

sie blieben immer sehr foermlich. manchmal laechelten sie einander verstohlen zu, wenn gegenueber auf der anderen seite des wagens ein junges paerchen sass, das maedchen auf dem schoss des jungen. das haette es zu ihrer zeit nicht gegeben, das haette sich niemand getraut. nun waren sie zu alt dafuer. dann laechelten sie sich verlegen, weil sie beide das gleiche gedacht hatten.
einmal hatten sie sich getroffen, da waren sie beide in der stadt unterwegs, und sie waren beide allein, aber sie haben nur freundlich gegruesst und sich ein paar minuten unterhalten und sind nicht miteinander in die naechste konditorei gegangen oder zum mittagessen. sie wuerde sich spaeter immer wieder fragen, warum, warum sie weiter gegangen ist, obwohl sie den termin beim zahnarzt erst eine woche spaeter hatte, und alle einkaeufe schon erledigt, und bis das enkelkind aus der schule kam, waren noch zwei stunden zeit. haetten sie sich im beisein ihrer jeweiligen familien getroffen, sie haetten einander nicht gekannt, das war eine unausgesprochene verabredung zwischen ihnen, sie bedurfte keiner begruendung.
sie trugen beide keine eheringe mehr. sie schaute einem mann immer als erstes auf die haende, aus diesem grund, und sie sah inzwischen sehr genau, ob ein mann einen ehering trug oder vor wie langer zeit er ihn abgelegt hatte. er trug seinen schon seit jahren nicht mehr, weil er ihm nicht mehr passte, bei einem ehering aber, so meinte er, konnte man nicht einfach einen neuen machen lassen. seine frau hatte das nicht einmal bemerkt.
haette sie jemand gefragt, haette sie geantwortet, dass der ring sie bei der arbeit stoerte, und wenn sie ihn andauernd ablegte, wuerde sie ihn eines tages noch vergessen, im spind oder auf der damentoilette, und was waere das. es fragte aber nie jemand nach. sie trug ihn nur einmal im monat, wenn sie zur beichte ging, falls der priester durch das gitter doch einen blick auf ihre gefalteten haende warf, durch das sie pflichtschuldig ihre zumeist eher nichtigen suenden murmelte. die strassenbahnen kamen darin nicht vor. nach der messe wird sie in die kueche gegangen sein und das essen aufgesetzt haben. der ehering fiel mit einem leisen klirren in das schmuckkaestchen auf dem nachttisch. mit den jahren schaute sie ihn immer seltener an.

środa, 18 sierpnia 2010

mała historia miłości tramwajowej I

sie muessen sich in der strassenbahn kennengelernt haben. in einer strassenbahn der linie 18, von służewiec nach żeran wschodni, an einem sonnigen tag an der haltestelle park traugutta. in einem dieser alten waggons aus den 60er jahren, mit den weichen polstersitzen und den fenstern, die man oeffnen kann waehrend der fahrt, so dass einem der wind durch die haare weht. diese alten wagen, die so rund und anschmiegsam wie ein kaefer sind und so altmodisch, dass man sich kaum vorstellen kann, dass sie einmal neu, modern und fortschrittlich waren, und die immer den anschein erwecken, als wuerden sie nur noch fuer museumsfahrten taugen, bis einem irgendwann auffaellt, dass sie dafuer zu oft im strassenbild zu sehen sind.
sie haben sich also in der strassenbahn kennengelernt, an einem sonnigen tag im mai, als schon der flieder und die kastanien bluehten und alles so aussah, als wuerde es ein wunderbarer sommer werden. sie hat spaeter wahrscheinlich in ihrem kalender nachgeschlagen, weil sie diese angewohnheit hatte, einem dieser kleinen in rotes plastik gebundenen heftchen aus der apotheke, und hat versucht, sich zu erinnern, was fuer ein wochentag das gewesen war. es wird ihr nicht gelungen sein. sie wird ein paar mal nachgeschlagen und nachgezaehlt haben, aber ergebnislos; sie wusste nur noch, dass es kein freitag, aber schon sonnig und warm gewesen war.
er sass bereits in der bahn, als sie einstieg. fast alle plaetze waren noch frei, trotzdem stand er auf und bot ihr seinen eigenen an. sie war so ueberrascht und verlegen, dass sie sein angebot tatsaechlich annahm und sich auf seinen sitz setzte, und weiter wusste sie nicht, was tun. er stand neben ihr und sah ihr zu, wie sie sich setzte, dann liess er sich auf dem sitz direkt hinter ihr nieder. sie wusste nicht, was sie sagen sollte, sie laechelte ein wenig, doch meistens schaute sie aus dem fenster. als sie an ihrer haltestelle ausstieg, erhob er sich wieder, verbeugte sich halb und wuenschte ihr einen schoenen abend. sie dankte und stieg aus, und dann sass sie eine viertelstunde im wartehaeuschen an der haltestelle, bis ihr einfiel, dass sie noch milch kaufen musste.
sie haben sich nicht gleich am naechsten tag wiedergesehen. es hat ein wenig gedauert, eine woche vielleicht oder anderthalb, aber sie haben angefangen, nacheinander ausschau zu halten. sie hat vielleicht ein wenig mehr gesucht und gewartet als er, aber wer weiss, vielleicht auch nicht. als sie sich das naechste mal trafen, stand er auf und bot ihr seinen platz an, sie bedankte sich und laechelte sogar, und er rueckte einen platz weiter. er tat das auch wieder, als sie sich schliesslich das dritte mal trafen. es wurde von da an ihr ritual: wenn sie in die strassenbahn stieg, erhob er sich und ueberliess ihr seinen platz, genauso erhob er sich, wenn sie an ihrer haltestelle aufstand, um auszusteigen, und manchmal, wenn er besonders uebermuetig war, kuesste er ihr zum abschied die hand, vor all den anderen fahrgaesten in der strassenbahn, aber die nahmen davon meist keine notiz.

niedziela, 15 sierpnia 2010

o panno maryjo do nieba wzięta!

der heimliche staatsfeiertag polens ist der fuenfzehnte august. eigentlich ist das nur mariae himmelfahrt, also eine rein christlich-kirchliche angelegenheit. jedoch sehen experten und kenner der landeskunde in diesem datum den grund fuer die endlos langen polnischen sommerferien: damit es auch die langsamte und fusslahmste pilgergruppe es in den sechs wochen anfang juli bis mitte august garantiert bis nach jasna góra schaffte, eine woche beten und sich erholen konnte und anschliessen wieder nach hause kam.
also eigentlich nur mariae himmelfahrt. aber irgendetwas war immer los an diesem tag. letztes jahr gab madonna genau an diesem tag ein konzert in warschau, das fuer helle aufregung sorgte. saemtliche pressemenschen druckten die skandaloese und religioes anruechige saengerin in den entsprechenden posen auf die titelseiten ihrer zeitungen, und konservativ-bodenstaendige gebetskreise riefen zu oeffentlichen protest-rosenkraenzen gegen die desavouierung der gebenedeiten jungfrau auf. die polen gingen, relativ unbeeindruckt, morgens in die kirche und abends zum konzert.
dieses jahr fiel der hoehepunkt der alljaehrlichen pilgerwelle zusammen mit dem neunzigsten jubilaeum der schlacht vor warschau, dem entscheidenden wendepunkt des polnisch-bolschewistischen krieges, auch das "wunder an der weichsel" genannt. sonst nur bekannt aus der unendlich langen ansage einer strassenbahnhaltestelle - strasse der schlacht von warschau im jahre neunzehnhundertzwanzig - schaffte es dieses ereignis ploetzlich auf den dritten platz der wichtigsten jahrestage im jahre 2010, hinter der schlacht von grunwald und den verbrechen von katyń, aber wohlgemerkt vor dem 200. geburtstag von fryderyk chopin. und so wurde die traditionellle festmeile, der plac piłsudskiego, wieder einmal herausgeputzt mit buehne und tribuene, transparent und altar, und am sonntag versammelten sich regierung und wuerdentraeger und illustre gesellschaft vor den augen des zahlreichen publikums, erwaehnte der praesident in seiner festrede saemtliche militaerischen fuehrer jener schlacht von geradezu zeitenwendender bedeutung... denn: was waere wenn... fragten die feuilletonisten und reporter, was waere wenn... die marszałek piłsudski den zug der bolschewiken gen westen nicht vor den toren warschaus und dieser weichsel und oder ueberschritten haette und auf die doch immer noch revolutionaere stimmung im unzerstoerten, aber doch ausgebluteten nachkriegsdeutschland zu stossen, was waere wenn... liessen sich die historiker fragen und gaben beredte szenarien zu protokoll einer sozialistischen polnischen sowjetrepublik und einer udssr bis an die atlantische kueste, was waere wenn... war fast nicht auszudenken... doch war es anders gekommen, und deshalb fanden sich nun heute die polnische staats- und kulturelite zusammen zu tusch und rede und fuenfzehn mal salutschuss aus historischer kanone. staatsfeiertag.

(es gab, so hiess es, zwei tote. aeltere frauen, die hitze und kriegserinnerung zusammen nicht vertrugen.)

piątek, 13 sierpnia 2010

polska się kąpi albo do trzech razy sztuka

es hatte in der zwischenzeit ein weiteres hochwasser gegeben. aber wann hatte es das dieses jahr eigentlich nicht? die nachrichten sprachen davon. aber sonst wusste schon keiner mehr so genau, das wievielte.

im polnisch-polnischen krieg und zuge der polnisch-polnischen teilung wurde eine dritte nation ins leben gerufen. es gab nun polska a, polska b, und die powodzianie.

środa, 11 sierpnia 2010

z życia zwykłego obywatela przy drzwiach i na korytarzu

durch die fenster droehnte laute musik herein. scheinbar aus der nachbarwohnung. polnische schlager, tanzmusik fuer die dorfdisko. aber es war noch nicht zehn, so dass man sich auf nachtruhe und ruhestoerung berufen konnte. man konnte die fenster schliessen.

es klingelte an der tuer. im flur stand die nachbarin. die zuweilen nachts vom nebenbalkon herueber um entschuldigung fuer einen freundlichen abendgruss bat. die mit dem ehemann, der zu nichts mehr, nur noch zum trinken taugte. sie reichte einen wecker durchs absperrgitter. ein altmodisches geraet mit zwei grossen schellen, auf dessen ziffernblatt zwei huehner im takt des sekundenzeigers koerner pickten.

ob ich ihr den wecker stellen koenne. auf drei uhr morgens. viertel nach fuenf fuehre der erste autobus. sie muesse zur arbeit. es gelinge ihr nicht, den wecker zu stellen. nach kurzem suchen fand ich den drehschluessel fuer die weckzeit und drehte die anzeige auf drei uhr. dann reichte ich den wecker durch das gitter zurueck. die nachbarin dankte. ob die musik aus ihrer wohnung komme, fragte ich noch. nein, sagte die nachbarin, sie wisse auch nicht, wo die herkomme, es sei aber wirklich sehr laut. ich nickte, wuenschte eine gute nacht und ging in meine wohnung zurueck.

zwei minuten spaeter klingelte es erneut. ich trat auf den flur in der erwartung, eine tafel schokolade in empfang zu nehmen. mit nuessen. die nachbarin stand mit leeren haenden am gitter. sie habe geklopft und gebeten, die musik etwas leiser zu stellen, sagte sie, es haette sie auch gestoert. ich nickte, dankte und ging in meine wohnung zurueck.

draussen war stille. man konnte die fenster oeffnen. nur ein wenig wunderte mich, wie schnell die nachbarin die betreffende wohnung gefunden hatte.

wtorek, 10 sierpnia 2010

miłosierny samarytanin na przystanku autobusowym

- parę groszy?
- nie.
- parę groszy na jedzenie?
- nie ma.
- jakieś kanapki?
- nie ma.
- coś do picia?
- nie ma.
- co? nie rozumiem.
- nie. ma.
- ale w niedziele w kościele miejsce w pierwszej ławce zajmować czystym sercem jakby nic nie bylo. - katolicy!
- ...

środa, 4 sierpnia 2010

poniedziałek, 2 sierpnia 2010

jagodowa miłość

manchmal sassen an einer bushaltestelle oder der kreuzung einer bedeutungslosen nebenstrasse junge maenner am strassenrand, in nachlaessiger, nicht ganz sauberer kleidung, vor sich zwei glaeser mit blaubeeren, manchmal einen korb steinpilze. je naeher wir der grenze kamen, desto seltener wurden sie. an der schnellstrasse nach szczecin waren sie ganz verschwunden. manchmal standen jetzt frauen in kurzen roecken und ausgeschnittenen oberteilen an einem parkplatz, rauchend. wir fuhren schweigend vorbei.

"ich glaube nicht, dass sie blaubeeren verkaufen", sagte meine mutter nach einer weile.

niedziela, 1 sierpnia 2010

z życia zwykłego obywatela pod mostem i na balkonie

am spaeten vormittag ging ein schauer nieder. mit seinen abgegriffenen plastiktueten aus dem hipermarket carrefoure fluechtete sich ein obdachloser unter die brueckenpfeiler der schnellstrasse. an diesem halbwegs trockenen ort liess er sich im schneidersitz nieder, wuehlte in seinen habseligkeiten und zuendete sich eine zigarette an. zwei fahrradtouristen kamen an ihm vorbei, sie wuerdigten ihn keines blickes. auf den umliegenden balkons flatterten vereinzeltete polnische fahnen.

spaeter schien wieder die sonne, es wurde warm. eine aeltere frauen in tshirt und hautfarbener unterhose goss die blumen und steckte eine weissrote flagge in den balkonkasten. um 17 uhr begannen wie angekuendigt die sirenen zu heulen und die kirchenglocken zu laeuten. ein ehepaar trat auf den balkon und sah hinaus. die kirchenglocken und die sirenen waren unverhaeltnismaessig leise und unverhaeltnismaessig kurz zu hoeren. auf der schnellstrasse hielt kein einziges auto an. das ehepaar ging wieder in seine wohnung.

nach mitternacht bei der letzten zigarette gruesste die nachbarin vom naechsten balkon mehrmals herueber und entschuldigte sich sofort fuer diese ruhestoerung. es gaebe doch nichts zu entschuldigen, sagten wir mit halbabgewandtem gesicht. sie haette ein wenig getrunken mit ihrem mann, sagte die nachbarin. das gehoere sich doch ab und zu, gaben wir zurueck. er tauge ja sonst nicht fuer viel, sagte die nachbarin seufzend. wenn er wenigstens dafuer noch taugte, sagten wir, sei das besser als nichts.

wir wuenschten eine gute nacht und gingen wieder hinein. es laeutete. wir schlossen balkontueren und fenster und loeschten das licht. nachdem es eine viertelstunde gelaeutet hatte, gingen wir doch vor die tuer. die nachbarin ueberreichte uns eine tafel schokolade. mit nuessen. am naechsten morgen wuerde sie uns im hausfluer bei den briefkaesten nicht erkennen.

piątek, 30 lipca 2010

zajebiście albo ja i najsłynniejsi artyści tego świata

auf dem tisch standen gruentee und wodka, ausgerechnet, vielleicht glaubten sie an ein elixier fuer jugend und unsterblichkeit, wenn schon, denn schon - nein, ich trank an dem abend nichts mehr, zumindest nichts, fuer das ich auch bezahlte, aber es ist unhoeflich abzulehnen, wenn man eingeladen wird. also sagte ich nicht nein, wenn jemand ein glas vor mir auf den tisch stellte, die bedienung oder einer der statisten am tisch - sagte ich statisten? sie waren natuerlich alle kuenstler, jeder fuer sich, aber mir kamen sie vor wie das buehnenbild. "aber ich kenne sie doch aus dem fernsehen", sagte der kellner (nicht dieser kellner, nicht an diesem abend, aber dann war es eben ein anderer, was macht das schon fuer einen unterschied), und ich dachte: kleinstadt (einmal sagtest du zu mir: dreh dich nicht um, da hinten geht ... mit seiner frau, ein fussballspieler also, und ich drehte mich nicht um. ich haette ihn nicht erkannt. das war auf einer deiner konzertreisen, wie du sie nanntest, unter den linden am opernpalais hatten wir die tortenbuffets gepluendert, das volle programm, ich trug erstmals seit jahren einen rock aus dem kleiderschrank meiner mutter und lief mir blasen an die fuesse dir zu ehren. abends in der philharmonie hattest du nur augen fuer den pianisten, aber er hatte es auch verdient - auf dem balkon hatten wir zwei flaschen wein getrunken und in einem bett geschlafen, geschwisterlich jeder unter seiner decke, am morgen bekam ich einen verschlafenen kuss von dir und wusste, ich wuerde den schluessel abends ohne ein wort auf dem kuechentisch finden). ich war nicht gewohnt und nicht darauf vorbereitet, die stars - dieses furchtbare wort, das es im deutschen aber nicht gibt - am nebentisch zu sehen, ich fand, es muesste eine anderen ort geben als ausgerechnet dieses cafe, das auch noch kulturalna hiess, wie zum hohn, aber da sass sie nun: ich kannte sie nicht aus dem fernsehen, nur aus dem kino, ich hatte mir ihren namen nicht gemerkt, ich glaube, ich kannte ihn gar nicht. auf der leinwand hatte sie mich bald gelangweilt, nun hier spielte sie die naechste rolle, sie inszenierte immer nur sich selbst, auch hier, mit diesem abschaetzig-abgeklaerten laecheln, das ihren mundwinkeln so jahrelang eingeuebt war, dass es wie angeboren schien, und diesen natuerlich blutrot lackierten zehennaegeln. sie haben immer lackierte zehennaegel, und immer sind sie blutrot, es ist ein untruegliches zeichen. sie warf mit schimpfwoertern nur so um sich, wie alle am tisch, ich habe an diesem abend mehr gelernt als sonst in einem jahr - ich fragte nicht nach ihren filmen oder ihrem neuesten theaterstueck, ich mochte sie mir nicht auf einer buehne vorstellen. ich dachte nur, sie oder ich sollten eigentlich woanders sein. ich fuhr dann mit dem bus nach hause, als die diskussionen um taxi und woher und wohin sich ins endlose verlaengerten, natuerlich ist angriff die beste verteidigung, aber besser als eine niederlage ist ein geordneter rueckzug, ich war nicht eifersuechtig, ich meine ja nur, nicht umsonst heisst es, schuster bleib bei deinen rappen.

poniedziałek, 26 lipca 2010

podróż ze zwierzątami domowymi

die letzte stueck der zugfahrt teilte nur noch eine libelle mit mir das abteil. sie sass ruhig am fenster und schaute hinaus. als ich ausstieg, fuhr sie weiter. am bahnhof sass eine katze auf einem zaunpfahl und hatte vier weisse pfoten ordentlich unter sich versammelt. im hotel hing am abend still und leise ein pfauenauge an der decke. als er sich am morgen ruehrte, oeffnete ich ihm ein fenster und liess ihn hinaus. still drehten die goldfische im springbrunnen vor dem haus ihre kreise.

piątek, 23 lipca 2010

wakacje na pomorzu albo podróż kulinarna

aus der speisekarte des einzigen restaurants im ort:
śniadanie berlińskie - parówki albo kiełbaski smażone, pięczywo, masło, musztarda albo keczup
śniadanie francuskie - pięczywo, masło, miód albo dżem, gorąca czekolada
jajecznica na masle ze trzech jajek - z szynką albo z pomidorami


zum fruehstueck im hotel gab es abwechseln jajecznica oder parówki.

poniedziałek, 19 lipca 2010

niedziela, 11 lipca 2010

inne wybory śmiertelne

w warszawie nie można być kibicem piłki nóżnej. trzeba być kibicem legii albo polonii. trzeba wybrać.

środa, 7 lipca 2010

koniec epoki

skończy się era drobiu, kameleonów i IV rzeczypospolitej. III rzeczpospolita wróci do prehistorii: wyszło na bronkosaury.

piątek, 2 lipca 2010

restauracja na końcu wszechświata albo berlin - dworzec wschodni europy

es gab keinen besseren ort, um berlin zu verlassen, als den ostbahnhof. vorzugsweise an einem sonnigen wochentag, mit ein wenig zuviel zeit, um nur auf dem bahnsteig zu warten, so dass man in den unergruendlich langen fluren der bahnhofshalle flanieren konnte mit rollkoffer und rucksack, wie ein zufaelliger gast im restaurant am ende des universums, die letzten postkarten in einen gelben kasten zu befoerdern, die niemand mehr lesen wird, und den zeitungsladen um einige presseerzeugnisse zu erleichtern, die sich schon bald mit unvorstellbar veralteten nachrichten befassen, um die vor in so ganz ueberirdischen farben sich hin schmelzenden donuts in der auslage bei dunkin`s zu bewundern und dann doch nur einen lauwarmen kaffee zu erwerben, fuer den nicht einmal ein mittelmaessig veralteter behoerdencomputer auch nur eine sekunde an rechenzeit aufgewendet haette. um eine ganz und gar unsentimentale abschiedsrunde um den vorbildlich bewachten schotterparkplatz und die unrettbar vertrockneten gruenanlagen zu drehen, auf denen unter den leuchtreklamen von lidl und rossmann die ueblichen verdaechtigen den schlaf der unbehelligten und gerechten schliefen, punks und obdachlose, denen das kommende ende der welt, wollte man es ihnen mitteilen, nicht einmal ein schulterzucken entlocken wuerde und ihren hunden ebensowenig. auf dem bahnhofsvorplatz kam jede minute ein bus an, und jeder war berlin oder wollte es jedenfalls sein. die meisten endeten hier und standen gelb in der sonne an den schildern mit der aufschrift betriebshaltestelle, als haetten sie auf unergruendlichem wege eine eingebung erhalten, dass sie doch nirgendwo mehr ankommen wuerden, waeren sie fahrplaenmaessig puenktlich weitergefahren. und so konnte man den pappbecher des lauwarmen kaffees ordentlich und in sorge um ein gutes andenken an diese welt - um das scheidende universum nicht in unordnung zu hinterlassen - in den einsprechenden einwurf des muellgetrennten abfalleimers werfen, den zug besteigen wohin auch immer und in der beruhigenden gewissheit, beim naechsten mal alles unveraendert ereignislos genauso vorzufinden an diesem ort, an dem nichts passierte: denn schliesslich war auch das ende des universums eine vorstellung, die alle halbe stunde neu gegeben wurde. man konnte sogar einen tisch mit fensterplatz reservieren, in der ersten klasse wurde am platz serviert.

czwartek, 1 lipca 2010

hitchcock w warszawie

ueber einem blutroten sonnenuntergang zeichneten sich die baeume als schwarze schattenrisse in den himmel. der weg im park lag nur noch vordergruendig im tageslicht und wartete schweigend auf die dunkelheit. ueber den baeumen vorm haus kreisten die raben und schrien unheil. hinterhaeltig kalt krochen literarische schauer den ruecken hinauf und beschleunigten unwillkuerlich den schritt. erwachsensein vortaeuschend verbot die vernunft den blick ueber die schulter.

die dusche wurde auf den naechsten morgen verschoben.

wtorek, 29 czerwca 2010

sobota, 26 czerwca 2010

widok słoneczny

ładny wieczorem przed blokiem, ochroniarzy na przerwie z papierosami, facet na rowerze z dwoma złapanymi gumami kołysający się przez ulicy:

ja jadę na flaku! to zajebiście jeździć na flaku!

środa, 23 czerwca 2010

po wyborach jest przed wyborami

(po pierwszej turze wyborów prezydenckich w polsce w 2010 roku, zgromadzenie ze środowiska uniwersytecko-intelektualnego w ładnym mieszkaniu w dobrej dzielnicy, futurologia przed telewizorem):

ja ci powiem, co teraz będzie. ksiądz-transwestyt-pedofil wysłany i płacony przez watykan dokona zamach na komorowską. komorowski jako wdowiec wygra drugą turę i rozpisze konkurs na pierwszą damę. konkurs wygra kaczyński. więc obaj panowie k. wprowadzą się do pałacu prezydenckiego i zmieniają się obowiązkami prezydenta i pierwszej damy. będzie to prawdziwy POPiS.

sobota, 19 czerwca 2010

korespondencja z pisarzem

briefwechsel mit einem schriftsteller

seine worte mit bedacht
waehlen heisst:

die wahrsten streichen

czwartek, 17 czerwca 2010

aleja meklemburska oczami osiemnastolatka

mecklenburgische allee mit den augen eines achtzehnjaehrigen

schnurgerade strasse und
ein baum am anderen

jeder eine einladung
sich totzufahren

niedziela, 13 czerwca 2010

wieści z kraju bezgłowego

nein, es war keine tragoedie. das waere doch zuviel verlangt gewesen. aber endlich endlich einmal war auch "in der heimat" etwas los, das die internationale oeffentlichkeit ueber das allgemeine mass hinaus zur berichterstattung veranlasste. natuerlich kein drama, kein unglueck, nichts dergleichen und im grunde nicht weiter der rede. nur eine - wie es eben so ueblich war - verwaltungsangelegenheit. und dennoch: da lagen nun die schwierigen nachbarn nebeneinander auf politischen landkarte und hatten auf einmal doch so viel gemeinsam: zwei kopflose laender - es fehlte ihnen das staatsoberhaupt.

piątek, 11 czerwca 2010

zhu xiao-mei spielt bach in warschau

es war nur das naechste festival dieses sommers. chopin open, aber die konzerte fanden trotzdem in ueberdachten saelen statt. wollte man einmal all die versteckten raenge und buehnen des teatr wielki gesehen haben, es gaebe keine bessere gelegenheit. unter dem dach fanden sich sozialistische polstersessel in den farben der siebziger jahre, die tueren knarrten, und die zwei blauen scheinwerfer, die den schwarzen steinway-fluegel vor schwarzen waenden beleuchteten, konnten den verheerenden eindruck kaum wettmachen. die pianistin verbeugte sich kurz und tief und warf danach keinen einzigen blick mehr ins publikum. sie spielte so tief ueber ihre haende gebeugt, als wollte sie sich immer noch vor dem komponisten verbeugen. ihre finger huschten ueber die tasten, als wollte sie die toene, die sie aus dem fluegel herausstreichelten, sofort wieder zuruecknehmen, verwischen. die goldberg-variationen erkannten sich selbst nicht wieder. der fluegel hielt angesichts von so viel zaertlichkeit den atem an. das publikum blieb unbeeindruckt. die ersten zuschauer verliessen den saal noch vor dem ende des stuecks. es war ja nur das naechste festival dieses sommers. es war ja nur ein weiteres konzert. es war ja nicht einmal chopin. wie um abbitte zu leisten, wollte das herz lange nicht wieder schlagen wie gewohnt. was niemand hoerte.

poniedziałek, 7 czerwca 2010

gloriol-tourist

beatyfikacja: was fuer ein schoenes wort. es klang fast so schoen wie selig vor glueck. und nur ein ganz klein wenig wie ein kosmetischer eingriff.

zło dobrem zwyciężyć: nun wuerde also jerzy popiełuszko seliggesprochen werden, sechsundzwanzig jahre nach seinem tod. erst die zeremonie im zentrum und dann die prozession durch die stadt zur światyni opatrzności bożej, jenem im volksmund angeblich zitronenpresse genannten kirchenrohbau inmitten einer kulissenstadt aus apartement-blocks, dessen fundamente sich langsam und unaufhaltsam in den feinen weissen sand senkten. eine kirche wie erfunden fuer die anhaenger von recht und gerechtigkeit, fuer die echten polen und wirklichen patrioten, inmitten einer siedlung, die hochburg der buergerplattform war, eine glaeubige enklave also, der warschauer gazastreifen, nun gefuellt auch mit den reliquien eines modernen heiligen, wie eine der zeitungen schrieb, die alle das portrait des solidarność-priesters auf den titelseiten trugen.

blockbuster: letztes jahr war der film angelaufen, hollywood fuer polnische verhaeltnisse, 149 minuten 1.3 millionen zuschauer und vorfuehrungen zu jeder schulstunde. der schauspieler wuerde die rolle zeit seines lebens nicht mehr loswerden.

arkadia: eine unbezweifelte wahrheit ist, dass der mensch zuweilen neu eingekleidet sein will. zweifelhaft ist, dass die namensgeber des groessten einkaufszentrums europas sich der bedeutung des namens bewusst waren, den sie fuer die vollklimatisierte und musikbeschallte halbwelt waehlten, in der man unbehelligt von wetter, politik, gesellschaft und anderen katastrophen lebenszeit verbringen konnte.

gloriol-tourist: doch es gab sie. die organisierten reisen zur zeremonie. hunderttausend natuerlich kostenlose eintrittskarten waren ausgegeben worden an kirchenmitglieder im ganzen land. es blieb ein sektor fuer jene verspaeteten ohne eintrittskarten. er war am weitesten von der tribuene entfernt, auf der die zeremonie stattfinden wuerde. die innenstadt war wieder einmal komplett gesperrt, ab sechs uhr morgens konnte man sich einen platz sichern, wenn man nicht um zwoelf live vor dem fernseher zuschauen wollte.

wolność jest w nas: erschoepft vom ausflug in das reich des kapitalismus reichte die kraft nur noch fuer einen halben tag. der sonntagsspaziergang am sonnigen nachmittag zeigte leere gesperrte strassen und eine gruppe schwarzgekleideter nonnen mit ausladenden habits vor einer dixie-toilette.

galerianka: schrieb die freundin entruestet, die sich fuersorglich nach den wochenendplaenen erkundigt hatte.

piątek, 4 czerwca 2010

boże ciało (i.m. u.j.)

sie kamen schweigend die strasse herauf. oder erschien es mir nur im nachhinein so: schweigend, denn eigentlich haetten lieder zu hoeren gewesen sein muessen, psalmen, litaneien und wie all diese dem ungeuebten ohr ununterscheidbaren gesaenge regelgerecht zu benennen waren, die fuerbitten des priesters, vielleicht auch ein chor oder eine fuer diesen anlass ausgeliehene grabkapelle hinter den festtaeglich feingemachten, nicht herausgeputzten, wie es spaeter ein anthropologisch veranlagter zeitungsschreiber weismachen wollte, frauen und jungen in den weissen hemden der ersten kommunion, die kreuze oder auch reliquien tragen mochten. und vielleicht war die grabkapelle nur der letzten beerdigung geschuldet und den nicht aus den ohren zu vertreibenden klagenden posaunenklaengen, die in viel zu langen abstaenden die immer gleichen toenfolgen ueber sommerliche berge ziehen liessen. schweigend also verlief in meinen gedanken diese prozession, so wie auch die letzten prozessionen auf dieser strasse vor gar nicht so langer zeit, wenn man es recht bedachte, ich hatte den zug zweimal gesehen an einem tag, auf dem weg zur kirche und auf dem weg zum friedhof: der sarg auf einer lafayette, von einer rotweissen fahne bedeckt, wie sie nur praesidenten gebuehrte, spaeter in einem frisch gewaschenen, glaenzend sauberen leichenwagen mit fenstern zu allen seiten, mit soldaten in ehrenuniform davor und dahinter und frauen, die nicht mehr rennen konnten und verzweifelt die letzten meter rannten, um einen strauss tulpen auf den wagen zu werfen, der sofort auf die strasse fiel, die bereits von straeussen gesaeumt war, und eine liedzeile ging mir nicht aus dem kopf, die ich einmal gehoert hatte: man sieht sich immer zweimal, wer das glaubt, hat schon verloren...
der zug war nun zum stehen gekommen, hundert meter vor der kirche, die wie ein weissgelacktes pantheon in der sonne glaenzte, als die worte des priesters erklangen, sanken die menschen auf die knie, und zum ersten mal fuehlte ich nicht jenen leichten, irrefuehrenden neid auf fraglos gegebenes wissen, glauben, aufgehobensein, sondern war fast dankbar fuer die ausgeschlossenheit, die mich erfasste vor diesem scheinbar oder offensichtlich blinden vertrauen, das alle zweifel vertrieb und unmoeglich machte. jakob und ich waren aus unserem institut herausgetreten, in dem glauben und zweifel unbekannt waren, in dem nur jene vielfach gepruefte und stets verdaechtigte wahrheit zaehlte, die in akten stand, in archiven gelagert wurde (weltliche wahrheit - menschliche aber auch? fragte ich mich zuweilen), und standen an die mauer gedrueckt, wie um nicht aufzufallen. zum ersten mal aber hatte ich nicht den leisesten wunsch, weder zuzuschauen noch teilzunehmen, unangemessen zuviel verlangt schienen mir die gebeugten knie auf blossem stein, wenn hundert meter weiter die kirche stand, entwuerdigt und zugleich erhaben beugten die glaeubigen das knie, falteten die haende und senkten den kopf, so dass hals und genick entbloesst wurden, jene stelle, in die das fallbeil trifft und die sense des henkers, dachte ich, und unangenehme beruehrung griff mir mit langen, ekligen fingern von hinten um arme, brust und schultern, wuergte langsam in kleinen rotgefaerbten wellen in der kehle, diese schafe, diese maertyrer, wussten sie noch, wofuer sie sterben wollten? ich veruebelte ihnen, dass sie nicht in ihren kirchen blieben, als ob diese kein zeugnis fuer sie ablegen koennten, wie sie aufrecht und unnahbar, hochmuetig fast ueber den anderen haeusern wachten mit ihren tuermen und glocken und nach undurchschaulichen regeln geoeffneten und geschlossenen schwerfluegligen tueren, durch die nur gehen durfte, wer wuerdig und auserwaehlt war - sondern dass sie nun auch noch die strasse nahmen, auf denen sonst niemand auffiel, der leichteren fusses unter jenen tuermen, vor jenen tueren lief, ohne hinzusehen, der ihnen also nicht ebenbuertig war, folglich ausgeschlossen und niederen ranges, fehl am platz, nicht zugehoerig, ein eindringling. ich haette mir gern eine zigarette angezuendet, vorgetaeuschte erklaerung fuer den aufenthalt auf dieser strasse zu diesem zeitpunkt und dankbare beschaeftigung fuer die haende, die sich nicht ergeben falten wollten irgendwo zwischen brustbein und guertellinie, wie es sich wohl gehoert haette aus anstand, wenn man schon kam, das schauspiel nur anzusehen und kein teil davon zu sein und nicht einmal im tiefsten herzen den wunsch verbarg um aufnahme und erloesung. und nicht jetzt, erst spaeter und scheinbar grundlos, dachte ich wie mit leiser wehmut an jenen kleinen, schmaechtigen priester, den ich - nur zufaellig und eigentlich zur falschen zeit am falschen ort unter einem schild mit der altertuemlichen aufschrift "seelsorge" traf am rande eines weitlaeufigen parks anfang maerz, weil ich irrtuemlich meinte, an einem gehoerigen sonntag muesse es einen gehoerigen gottesdienst geben, der aber nicht geleistet wurde - und der mir als erster und einziger von allen, die ich traf, erklaerte, zweifel gehoere zum glauben dazu, ohne zweifel koenne es keinen glauben geben, untrennbar gehoere das eine zum anderen dazu... doch hier, auf den granitenen gehwegplatten, zwischen den letzten posaunentoenen, war kein zweifel mehr zu fuehlen oder auch nur zu ahnen, als nun das glaubensbekenntnis gesprochen wurde, das vater und sohn, papst und kirche umschloss, ich hatte die haende nun doch in die taschen gesteckt und starrte auf meine schuhspitzen. jakob schlug ein kreuz ueber stirn und schultern, ich wandte verlegen den kopf, dann gingen wir wieder hinein. auf der strasse blieben ausgestreute bluetenblaetter zurueck wie nach einer hochzeit.