piątek, 23 października 2009

... a w dzień również

als ich um elf auf die strasse trat, war es ungewohnt still. kein einziges auto fuhr vorbei oder bremste mit quietschenden reifen vor dem zebrastreifen, kein autobus naeherte sich keuchend und rasselnd der haltestelle, spuckte fahrgaeste aus und schloss klingelnd die tueren, sogar die parkplaetze standen leer. in der ferne, an der naechsten ampel, die voellig unbeteiligt von gruen auf gelb und dann auf rot umschaltete, stand ein einzelner streifenwagen, schweigend drehte sich das blaulicht auf dem dach. es war geradezu totenstill, nur ganz hoch oben am grau verhangenen himmel kreiste ein unsichtbarer hubschrauber.
ich ging die strasse hinunter und nahm mir, da ich kein einziges auto auch nur von ferne erkennen konnte, die freiheit, ein stueck mitten auf der strasse zu laufen, die ich sonst nur kurzzeitig und angstvoll betrat, wenn es sich nicht vermeiden liess. zwei polizisten in grellgelben westen standen auf der gegenueberliegenden strassenseite und schauten mir unbeteiligt zu. sie blickten auf ihre armbanduhren und anschliessend die strasse hinunter und wieder hinauf, dann sprachen sie geheimnisvoll etwas in ihre funkgeraete.
nicht nur die aleje ujazdowskie, auch der plac trzech krzyży lag einsam und verlassen, wie entvoelkert, vor mir. ich wurde argwoehnisch. an der bushaltestelle standen ein paar einsame fussgaenger und schauten ratlos auf die fahrgaeste. ein polizist trat hinzu. im moment fahre kein bus, sagte er, als ob das irgendetwas erklaerte, vielleicht in zwanzig minuten wieder. vielleicht.
ich ging weiter, im gehen fiel mir auf, dass sich an allen seitenstrassen rechts und links autos, autobusse, sogar strassenbahnen stauten, zurueckgehalten von streifenwagen mit geoeffneten tueren und kreisenden blaulichtern. manchmal toente aus der ferne ein hupen. die fahrzeuge standen ganz einfach, eines hinter dem anderen, ohne dass das ende dieser blechstange zu sehen war. es war ruhig, nur am himmel kreiste der hubschrauber.
auch das rondo de gaulle'a lag verlassen, nur unter der palme hatte ein streifenwagen angehalten. in beide richtungen die aleje jerozolimskie hinauf und hinunter zogen sich die autoschlangen, soweit das auge reichte. die menschen bewegten sich ueber die kreuzung in verschiedene richtung, sie taten dies auf den ersten blick wie gewohnt, aber lautlos. es schien, als habe jemand den ton abgestellt. die spannung stieg langsam, aber unaufhoerlich. irgendetwas musste passieren. im naechsten moment musste hinter der spitze des kulturpalastes eine fliegende untertasse oder aber ein riesiger dinosaurier auftauchen. dann wuerde mit einem schlag der ton zurueckkehren, die sirenen der polizeiwagen wuerden von neuem zu heulen anfangen, lautsprecherdurchsagen waeren zu hoeren, die menschen wuerden schreiend aus ihren autos und ziellos in alle richtungen fluechten. das ufo wuerde langsam immer naeher und immer tiefer kommen, bis seine verheerenden ausmasse nicht nur die sonne, sondern den gesamten himmel verdeckten. der dinosaurier wuerde ein vollkommen ueberdimensioniertes maschinengewehr aus der tasche ziehen und mit blauen blitzen auf alles schiessen, was sich auch nur im geringsten bewegte. am hoehepunkt des kalten krieges, anfang der fuenfziger jahre, als im grunde fast jeder unumstoesslich an den dritten weltkrieg glaubte, ging in polen das geruecht von den schlafbomben um, die die amerikaner erfunden haetten. dort, wo die bomben gezuendet wuerden, fielen saemtliche lebewesen sofort fuer mehrere wochen oder monate in schlaf - ausgenommen die immunisierten amerikanischen soldaten, die in der zwischenzeit ohne probleme das land einnahmen. der gedanke an des ausbruch des krieges war also durchaus anziehend - man schlief ein paar monate tief und traumlos und wachte schliesslich im westen wieder auf. zum ersten mal fragte ich mich, ob an diesen geruechten vielleicht nicht doch ein koernchen wahrheit sein koennte. und wenn nun die ausserirdischen, die jeden moment ueber der spitze des kulturpalastes auftauchen wuerden, gekommen waren, um ihre schlafbomben zu testen?
angesichts dieser vorstellungen erschien es mir als das vernuenftigste, meinen weg fortzusetzen, als sei nichts geschehen. dann wuerde mich vielleicht niemand bemerken. vielleicht wuerde sich am ende alles als ein unglaublich realistischer traum herausstellen. vielleicht wuerde ich beim aufwachen feststellen, dass ein paar monate vergangen waren und dass ich unerwarteterweise im westen aufgewacht war.

als ich an der universitaet ankam, deren altehrwuerdige mauern mir niemals wieder so sicher und vertrauenerweckend erscheinen wuerden, ging auf einmal ein ruck durch die stadt - die luft knisterte, als haette ploetzlich jemand den ton wieder angestellt. da sah ich sie auch schon langsam den krakowskie przedmieście entlang auf mich zukommen, mit sirenen, blaulicht und flatternden faehnchen am kotfluegel, eine ganze armada von motorraedern, streifenwagen, limousinen mit getoenten scheiben, transportern und uebertragungswagen. ich hielt den atem an, sie fuhren vorbei, die koepfe der menschen auf den strassen drehten sich voellig willenlos um und schauten ihnen nach. die ganze stadt schien zu seufzen, die unsaegliche anspannung fiel ploetzlich in sich zusammen, der alptraum hoerte auf. keine fliegenden untertassen, keine reptilienartigen monster, keine boesen maechte aus der unterwelt. nur ein staatsbesuch. der amerikanische vizepraesident war in der stadt.

1 komentarz:

  1. a w dzień również: und tagsueber auch.
    aleje ujazdowskie, plac trzech krzyży, rondo de gaulle'a, aleje jerozolimskie, krakowskie przedmieście: hauptverkehrsstrassen in der innenstadt.

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